Mo

28

Mär

2011

Ein paar Cocktails mit Onkel Ho – Fazit Vietnam

Es ist geschafft! Klingt das grausam, wenn ich sage: Endlich können wir Vietnam verlassen? Das ich drei große Kreuze im Kalender mache, weil es nun weiter nach Kambodscha geht? Und es geht nicht nur mir so! André sieht es ebenso. Vietnam hat uns, wie soll ich sagen, depri gemacht? Seit Tagen hängen wir müde in den Seilen, meist nur noch im Hotelzimmer, weil wir zu erschlagen von diesem Land sind. Nicht, weil uns die vielen schönen Eindrücke so überwältigt haben, sondern weil wir es leid sind, permanent und überall „angezapft“ zu werden. Die Sache mit der Bettelei und den Betrügereien hat man ja anfangs noch bewegt und ein wenig ängstlich zur Kenntnis genommen. Mittlerweile sind wir nur noch fassungslos, wie dreist die Einheimischen vorgehen. Das ganze Gesülze, von wegen „My friend, only for you, I have a good price, very cheap…“ Was für ein verlogener Schwachsinn. Ein paar Beispiele:

  1. Halbtagestour Hoi An: Hätten wir die Tour über unser Hotel gebucht, hätten wir pro Person 45 US$ berappen müssen, im kleineren Nachbarhotel haben wir nur 6$ bezahlt!
  2. Postkartenpreise: Die Standardkarte kostet 5.000 Dong, und wir kommen tatsächlich auf einen Markt, wo eine Frau 20.000 für das Stück haben will???
  3. Kinderbettelei in Hoi An: Da kommt tatsächlich ein ca. 10-Jähriges Mädchen auf uns zu mit den Worten: „You wanna buy something from me? Please, it`s Happy Hour, 2 for 1“ – da müssen selbst wir lachen, Happy Hour beim Souvenirkauf?
  4. Cyclo-Fahrer (Rikscha), eine wahre Begebenheit: Ein älteres Paar lässt sich zu einem örtlichen Markt bringen und handelt vorher einen festen Preis aus. Am Markt angekommen, bietet der Fahrer an, zu warten und sie anschließend wieder zurück zum Hotel zu bringen. Das Paar willigt ein, mit der Zusage, dass sich der Preis (logischerweise) verdoppelt. Als es zurück am Hotel ist, und der Mann sein Portmonee zückt, reißt der Fahrer das ganze Bargeld an sich und fährt davon!
  5. Taxifahrer (die meisten): Geben einfach kein Wechselgeld heraus – wir haben eine Strecke für 28.000 Dong (lt. Taxameter) zurückgelegt, haben aber nur einen 50.000 Dong-Schein. Was macht der Fahrer, er schnappt sich den Schein und fährt davon.
  6. Massagepreise: Wenn eine Stunde 12 $ kostet, warum kosten 30 Minuten dann 7 statt 6$ - oder noch abgebrühter: Wir hatten einen Gutschein für jeweils 5 Minuten Fußmassage. André wollte seine nicht einlösen und gab mir seinen Gutschein, damit ich 10 Minuten hätte. Daraufhin die Frau im Spa: Dann massieren 2 Frauen je einen Fuß für 5 Minuten???

So, diese Liste könnte man jetzt noch endlos fortführen. Was wir von anderen Reisenden gehört haben, hat uns zum Teil die Haare zu Berge stehen lassen. Folgendes Fazit bzw. folgende Hinweise haben wir also für zukünftige Vietnam-Reisende (wenn Euch unsere Berichte nicht zu sehr abgeschreckt haben):

  1. Nur die grün-weißen Taxen der Mailinh-Group nehmen! Also nicht mit dem erstbesten Fahrer, der Euch am Bahnhof, Flughafen etc. überrennt mitgehen und einsteigen, immer selbst einen Fahrer im wartenden Wagen ansprechen und darauf achten, dass er einen funktionierenden Taxameter hat – außerdem immer mehrere Scheine dabei haben, damit man passend zahlen kann, die Fahrer haben angeblich nie Wechselgeld dabei
  2. Handeln! Der von Einheimischen angebotene Preis für Waren liegt meist über 300% über dem, was es eigentlich kostet. Also handelt! Bis auf um die 40% des Ausgangsangebotes. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann a) steckt die Geldbörse weg und geht, oder b) sagt, ihr habt das gleiche für folgenden günstigeren Preis von xy wo anders gesehen. Das gleiche gilt auch bei Hotelzimmern. Hartnäckig sein!
  3. Vorsicht vor allzu günstigen Ausflugsangeboten oder mysteriösen Reisebüros. Traut Eurem Instinkt und zahlt im Zweifel lieber ein klein wenig mehr, als dass am Ende der ganze gebuchte Ausflug ins Wasser fällt, weil a) entweder der Fahrer nicht kommt oder b) plötzlich ein ganz anderes Boot als gebucht angesteuert wird (passiert bei anderen in der Halong-Bucht) – vor allem Vorsicht vor Travelagenturen in Hotels!
  4. Stets folgendes mitnehmen: 1 Rolle Toilettenpapier, 1 kleine Flasche Handsanitizer und vielleicht ein paar Stifte für die Kinder
  5. Bettelnden Kindern nie Geld geben
  6. Temperaturen nicht unterschätzen! Gerade im Norden kann es bis auf 0 Grad abkühlen.
  7. Must-See: Hanoi, Sapa und Halong!
  8. Das Essen genießen! Es ist super lecker und sehr günstig – wenn nicht sogar das Beste am ganzen Land!
  9. Falls ihr tatsächlich vorhabt, mit dem Zug zu fahren, nehmt einen Schlafsack oder ein einfaches Baumwoll-Inlet mit (die Laken haben schon bessere Zeiten gesehen und die Wäsche ist meist nicht gerade frisch gewaschen, man weiß nie, wie viele Personen bereits vorher in diesem Bett geschlafen haben)
  10. Notiert Euch irgendwo auf einem Zettel das Wort "Toilette" auf vietnamesisch. Dieses Wort kennt nämlich niemand hier und da die meisten auch kein Englisch können, kann es gut vorkommen, dass man dringend muss und zunächst weder der Busfahrer anhält (mangels Verständnis) und wenn dann doch, man von einem Bein auf`s andere dämmernd der nächsten Restaurant-Besitzerin versucht zu verklickern, dass man jetzt sofort mal dringendst muss, sie jedoch weder "WC", noch "Klo" oder "Toilet", "Bano","Restroom" versteht, sondern nur ahnungslos lächelt und nickt, jedoch nichts passiert.

Unsere letzten Tage in Saigon haben wir demzufolge ruhig angehen lassen. Onkel Ho ist in Saigon, also in Ho Chi Minh City allgegenwärtig. Überall Hammer und Sicheln. Mit dem richtigen Vietnam hat Saigon jedoch nicht viel gemein. Die Stadt ist im Gegensatz zu Hanoi wesentlich moderner und fortschrittlicher (Kapitalismus vs. Kommunismus, das geht nur in Vietnam). Dafür fehlt dann aber auch der Flair der Gassen voll Garküchen, Verkaufsständen und fliegenden Händlern. Unser Hotel war zwar direkt in der Partymeile, dem Backpacker-Viertel gelegen, aber selbst zum Feiern waren wir zu müde. Statt dessen haben wir uns lieber ein paar leckere Cocktails ganz dekadent auf der Dachterrasse des Sheraton-Hotels gegönnt (man gönnt sich ja sonst nichts;-). Da saßen wir nun im 23. Stock, schlürften an unseren Drinks und blickten über das nächtliche Saigon. So richtige Abschieds-Wehmut, wie wir es sonst kennen, wenn wir wieder einem Land Lebewohl sagen müssen, wollte nicht aufkommen. Statt dessen nur ein schwaches Gefühl der Zuversicht, weil es nun endlich weiter geht. Zum Schluss noch eine typische Pho, eine vietnamesische klare Suppe mit Nudeln und Hühnchen, die Nationalspeise des Landes – Bye bye Vietnam, wir werden Dich (nicht) vermissen!

3 Kommentare

Mo

28

Mär

2011

Nachtzug nach Saigon – eine Abrechnung

Das Reisen nicht immer das reinste Zuckerschlecken ist, haben wir ja schon ein paar Mal festgestellt. Dass es einen auch mitunter an seine Grenzen bringt, und man sich fragt: „Wozu das alles?“ – diese Situationen kennen wir jedoch erst so richtig seit Vietnam. Okay, liebe Leser, ihr werdet jetzt sagen, dass haben die sich ja schön selbst eingebrockt, die Suppe, und die müssen sie nun auch selbst auslöffeln, und damit habt ihr auch durchaus recht. Immerhin ist dies die Reise unseres Lebens und es war uns durchaus vorher klar, dass in diesen 6 Monaten nicht nur rosarote Wattewölkchen am Himmel schweben - nur warum man für viel Geld auf sich nimmt, in einem fernen Land am Existenz- und Standardminimum zu leben, dass wissen wir gerade selbst nicht mehr so richtig. Ja, okay, eine fremde Kultur zu bereisen, hat immer etwas Aufregendes. Wenn sich dabei aber gelegentlich Abgründe auftun, die einen die positiven Seiten beinahe vergessen lassen, dann sollte man eigentlich ganz laut und schnell „Stopp“ rufen. Doch was ist, wenn es kein Stopp gibt? Was, wenn man da durch muss, weil es keinen anderen Weg gibt? Ich habe lange überlegt, ob ich den folgenden Artikel einstelle. Ich habe ihn unmittelbar, ehrlich, aus der Situation heraus geschrieben. Er ist hart und sehr emotional und wer nur die Zuckerstückchen Vietnams kennenlernen möchte, sollte jetzt schnell weiter, zum nächsten Artikel, scrollen, aber für all die, die auch die ehrliche, unbeschönigte Seite dieses Landes sehen wollen, hier ist sie. Irgendwann, wenn wir wieder zu Hause sind, werden André und ich wahrscheinlich darüber lachen, aber in diesem Moment war mir nur zum Heulen zumute (Und entschuldigt bitte meinen Kesselflicker-Jargon, wenn ich in Rage bin, neige ich gern mal zu Übertreibungen):

 

Ich sitze im Zug von Nha Trang nach Saigon, es ist 22 Uhr und die wahrscheinlich schlimmste Nacht meines Lebens. Dies ist das Protokoll einer Nacht, wie sie kaum schlimmer hätte sein können, zumindest für mich. Es mag sein, dass Andere dies nicht so empfinden mögen, wenn sie diesen Artikel lesen, und sagen: Da gibt es doch noch viel Schlimmeres. Aber wer zu Hause auf dem gemütlichen Sofa sitzt hat gut lachen. Wer nicht schon einmal in einer solchen Situation war, der kann kaum nachvollziehen, was so in einem vorgeht. Wir haben uns wieder einmal den Nachtzug auserkoren, weil wir uns einmal Übernachtungskosten sparen wollten. Schlimmer als die vergangenen beiden Nächte im Zug und die Tagfahrt konnte es uns kaum treffen, dachten wir zumindest. Und wieder lehrte uns Vietnam, das es eben doch noch eine Steigerung nach unten geben kann. Zwar hatten wir uns bereits auf das Schlimmste gefasst gemacht, aber dass das dann auch eintreten würde, war uns nicht klar. Unser Zug sollte planmäßig um 20:33 Uhr abfahren und tatsächlich, pünktlich war er. Wir stiegen in unseren Waggon und suchten nach der Kabine – immerhin lagen dieses Mal nicht schon andere Leute in unseren Betten. Statt dessen bereits 3 Vietnamesen in den zwei unteren. Die oberen Betten waren natürlich weder unbenutzt noch frisch bezogen – immerhin gab es von der Schaffnerin ein „frisches“ Laken. Auf meine Frage nach neuem Bettzeug schüttelte sie nur unwirsch den Kopf. Wir „bezogen“ unsere Betten, dabei wurde uns natürlich das ganze Ausmaß der versifften um die 100 Jahre alten Matratze bewusst und versuchten uns, so gut es eben ging, für die Nacht einzurichten. Hinter André krabbelten ein paar Käfer an der Wand entlang, die er tapfer mit dem Klopapier vernichtete. Gerade als ich das Licht ausmachen wollte, fing die alte Frau unter uns plötzlich an zu husten. Es wurde schlimmer und schlimmer, sie röchelte und jammerte die ganze Zeit und wir beide waren felsenfest der Überzeugung, dass sie uns jeden Moment im Abteil abkratzen würde. Das würde morgen früh in Saigon ein Durcheinander mit der Polizei geben. Dann zog sie immer wieder die gesamte Spucke hoch und entleerte sich würgend in einen kleinen Eimer auf dem Tisch neben ihrem Bett. Wir reden hier von einer 4-Bett-Kabine im Nachtzug, das heißt von 4 m² mit 5 Menschen auf engstem Raum!!! Ich bin eh schon erkältet und es ist nicht gerade angenehm, der Alten die ganze Zeit zuzuhören. Selbst Ohropax und Augenklappe versagten uns hier ihren Dienst. Ihre Tochter, die mit ihr auf der 90 cm Pritsche schläft, rieb ihr irgendwann den nackten Rücken mit Eukalyptus ein, doch es half alles nichts. Sie röchelte weiter. Lautstark. Ich saß auf dem oberen Bett und versuchte mich zusammenzureißen. Das alles konnte doch nur ein schlechter Traum sein. Doch der sollte noch 6 Stunden anhalten. Immerhin funktioniert heute die Klima – man muss ja versuchen, überall das Positive zu suchen. Dafür bläst sie dermaßen, dass ich im Rollkragen-Pulli dasitze. Irgendwann reichte mir das Ganze und ich zog samt meiner benutzten, schmutzigen, uralten Bettdecke auf den Gang um. Nun sitze ich hier auf dem dreckigen Fußboden, mein ganzer Körper juckt, wahrscheinlich habe ich mir schon Flöhe von den widerlichen Betten eingefangen. Ich beginne Vietnam abgrundtief zu hassen. Dieses Land ist der allerletzte Scheiß, mit seinem ganzen Müll, den Menschen, die spucken und kotzen und auf die Straße urinieren. Die zwischen ihrer Pisse sitzen und essen und sämtliche Überreste wieder auf die Straße werfen. Die nicht in der Lage sind, in ihre besch… Klos zu pinkeln, so dass ringsherum eine riesige Pfütze schwimmt, in die man unweigerlich treten muss, wenn man selbst in die Öffnung treffen will. Ich hasse es, mir ständig und überall die Hände desinfizieren zu müssen, bevor ich etwas anfasse, weil einfach alles so verdammt mistig ist, in diesem Land. Ich habe keinen Bock mehr, mit Einheimischen Kranken auf engstem Raum zusammengepfercht die Nacht zu verbringen. Reisen soll den Horizont erweitern und toleranter machen – im Moment bin ich nur voll von Abscheu und Ekel! Wer Vietnam als schön empfunden hat, der ist ganz offensichtlich nie mit dem Nachtzug gefahren. Klar, im klimatisierten Reisebus von A nach B chauffiert zu werden und nur die schönen Seiten des Landes gezeigt bekommen, das hat schon was. Aber ich habe genug von negativen Grenzerfahrungen. Ich habe genug von heruntergekommenen Hotelzimmern mit Schimmel an den Wänden und verdreckten Handtüchern. Ich habe es satt, überall der dumme Tourist zu sein, den man ständig und überall versucht, über`s Ohr zu hauen. Den man permanent für blöd zu verkaufen versucht und der, wenn man sich wehrt, dann auch noch bedroht wird (dem Omaner hat man tatsächlich mit seinem Tod gedroht, als er einen Ausflug bei einer Reiseagentur stornieren wollte)! Es mag Traveller geben, die auf solche Erfahrungen stehen. Die dann hinterher zu Hause stolz davon berichten, in der hinterletzten Absteige für einen Dollar gepennt zu haben. Ich gehöre jedenfalls nicht dazu. Ich mag ein sauberes Zimmer, mit einem sauberen Bett und einem sauberen Klo. Ich weiß, wir haben uns das Alles selbst ausgesucht – aber von diesen Bedingungen war nicht die Rede. Wie kann ein Land, das offensichtlich vom Tourismus lebt, Touristen so behandeln? Wie können Menschen selbst permanent dazu beitragen, ihre eigenen Straßen zu verdrecken? Ich habe keine Antworten darauf und weiß nur eines: Mir reicht es. Ich habe versucht, diesem Land eine Chance zu geben, ihm etwas Positives abzugewinnen, es schönzureden. Wir haben uns alle erdenkliche Mühe gegeben, auf die Menschen zuzugehen. Jetzt ist es genug. Ich will nach Hause!

 

Das Gute zum Schluss als Nachtrag: Ja, wir haben die Nacht alle überlebt. Auch die alte Frau. Wir haben die Zähne zusammengebissen und irgendwann erlöst einen die Müdigkeit von all dem Elend. Als wir am Morgen wach wurden, war Saigon und ein sauberes Hotel schon greifbar. Ich sage nur so viel – sämtliche Sachen wanderten erst einmal in die Reinigung und der Körper unter die Dusche. Nach einer ganzen Flasche Duschbad und einer halben Flasche Shampoo sah die Welt schon wieder ein klitzekleines bisschen besser aus.

Eine fertige Jana nach einer desaströsen Zug-Nacht (der Platz zwischen Kraxe und Kissen ist übrigens mein Schlafraum)
Eine fertige Jana nach einer desaströsen Zug-Nacht (der Platz zwischen Kraxe und Kissen ist übrigens mein Schlafraum)
4 Kommentare

Mo

28

Mär

2011

Nicht wirklich nah dran in Nha Trang…

…sondern weit gefehlt vom Badeparadies, ist der Ballermann Vietnams. Eine weitere „berauschende“ Nachtzugfahrt von Da Nang aus (dieses Mal mit Einheimischen im Abteil und bereits benutzten Betten – als wir ins Abteil kamen, lagen tatsächlich schon Leute in unseren Kojen, die dann zwar umgehend vor uns und der Rache des Schaffners flüchteten, jedoch benutzte Wäsche hinterließen) brachte uns in das vielgepriesene Küstenstädten. Sonne satt, Palmen, Cocktails und ein bisschen gediegen am Strand chillen, so hatten wir uns Nha Trang ausgemalt. Statt dessen nieselt es bei der Ankunft, der Himmel ist, wie beinahe immer in Vietnam, wolkenverhangen – einzig die Außen-Temperaturen sind zum ersten Mal halbwegs annehmbar. Unser Hotel, diesmal fest in russischer Hand, liegt nur einen Steinwurf vom „Traumstrand“ entfernt – okay, wenn man Albena (Bulgarien) oder Playa del Ingles (Gran Canaria) mag. Der Strand ist ganz Schwarzmeer-mäßig mit Plattenbauten im tiefsten DDR-Retro-Style zugebaut.

Der Strand von Nha Trang (die Plattenbauten links vom Bildausschnitt habe ich aus ästhetischen Gründen außen vor gelassen)
Der Strand von Nha Trang (die Plattenbauten links vom Bildausschnitt habe ich aus ästhetischen Gründen außen vor gelassen)

Okay, ein paar Palmen gibt es und auch ein paar Beachclubs, die sich wohl aber auf älteres männliches europäisches Klientel mit junger Einheimischer begnügen zu scheinen. Warum hier alles bis heute sowohl in vietnamesisch als auch in russisch ausgeschrieben ist, ist uns bis heute ein Rätsel. Laut Reiseführer war Vietnam wohl lange sehr eng mit der Sowjetunion verbunden??? Außerdem gab es wohl in der Nähe einen russischen Marinestützpunkt. Wir haben keine Ahnung. Somit begnügen wir uns damit, dass durchaus komfortable Hotelzimmer zu nutzen und zwei Mal die Strandpromenade hinauf- und hinunterzuschlendern, um schon nach kurzer Zeit im ersten annehmlich aussehenden Straßencafé mit Wifi-Anschluss zu versacken und bei ein paar Cafe Latte und diversen Frühlingsrollen, Suppen und Chickengerichten die Zeit bis zur Weiterreise totzuschlagen. Außer Spesen nix gewesen in Nha Trang – wer wie wir von Traumstränden aus Fiji und Australien kommt, und gleichzeitig die herrlichen Strände Thailands kennt, wird hier einfach nur herb enttäuscht sein!

0 Kommentare

Mo

28

Mär

2011

Schlemmertage in Hoi An

Wenn man Vietnam eines lassen kann: Dann ist es das in der Tat famose Essen. Da wir bereits vor der Reise gehört hatten, dass sich die Speisen sehr stark von denen Thailands unterscheiden (und wir die Thai-Küche lieben), waren wir anfangs etwas skeptisch, was sich allerdings schnell zerstreut hat. Mittlerweile ordern wir immer und überall sämtliche Spezialitäten der Karte, auch wenn wir weder lesen können, worum es sich handelt, noch wissen, was da gerade drin verarbeitet wird. Und man muss sagen: Wir wurden nie enttäuscht! Da es sich meistens um kleinere Portionen handelt, kann man viele verschiedene Gerichte probieren – vieles wird mit Schwein und Hühnchen zubereitet, als eine Art Geschnetzeltes, dazu Zitronengras, Pilze, Sojasprossen, Paprika, Nüsse und Zwiebeln. Dazu wird Reis serviert und es geht überraschend mild zu. Egal wo wir gespeist haben und wie heruntergekommen die Lokalität auch immer war, es hat immer hervorragend geschmeckt – nur an Tofu kommen wir immer noch nicht so richtig heran. Dafür habe ich meine Leidenschaft für Frühlingsrollen entdeckt, die es hier sowohl frisch (meist mit Shrimps) oder frittiert (entweder vegetarisch oder mit Hühnchen) gibt. 

Besonders auf den Märkten gibt es viel frisches Obst
Besonders auf den Märkten gibt es viel frisches Obst

Den Höhepunkt unserer Asia-Schlemmertour bildete nun überraschenderweise Hoi An. Das herzige kleine Städtchen, von der UNESCO als Weltkulturerbe geschützt, hat uns vor allem durch eines begeistert – es war so gar nicht vietnamesisch. Statt dessen französisch-europäischer Charme, mehrCôte d'Azur als Kommunismus. Alte, romantische Villen, malerische kleine Hotels und dazu venezianische Kanäle mit farbenfrohen kleinen Booten. Noch fast verschont vom touristischen Bauboom, sollte man Hoi An noch jetzt besuchen – ich mag mir nicht ausmalen, wie es in 10 Jahren aussieht, nachdem sämtliche internationalen Investoren darüber gewalzt sind und diese liebliche kleine Stadt dem Erdboden gleich gemacht haben. Die ersten Anzeichen dafür sieht man schon in Da Nang, hier reiht sich an der Strandstraße ein 5 Sterne Resort ans andere, lieblos, ohne Charme, da könnte man genauso gut nach Tunesien oder in die Türkei fahren. In Da Nang ist der lokale Flughafen sowie der einzige Bahnhof in der Nähe, eine nichtssagende Stadt, die lediglich dazu dient, anzukommen und sofort per Minibus oder Taxi weiter bis Hoi An zu fahren. Im Gegensatz zu Hue hat Hoi An bereits jetzt eine überraschend hohe Zahl an Besuchern – jedoch meist welche der älteren Generation, die per Luxus-Bus in der 2-wöchigen Standard-Vietnam-Rundreise hergekarrt werden. Auch fühlen sich hier offensichtlich Auswanderer ganz wohl. In den vielen Galerien und Restaurants haben wir manchen Aussie entdecken können. Gleichzeitig gibt es wohl keine vietnamesische Stadt, die so viele Schneidereien hat. Vom Maßanzug bis zum Hochzeitskleid kann man sich hier alles auf den Leib schneidern lassen.

Das hübsche Örtchen Hoi An
Das hübsche Örtchen Hoi An

Wir haben uns bei unserem knapp 3-tägigen Aufenthalt jedenfalls fast ausschließlich damit begnügt, uns durch die lokalen Köstlichkeiten zu futtern, und die beinhalten noch wesentlich mehr Spezialitäten, als es der Rest des Landes aufwarten kann. Die wohl bekanntesten dabei sind wohl „White Rose“ (kleine mit Schweinefleisch oder Shrimps gefüllte Reistaschen in Form einer Rose), „Cao Lao Noodle“ (eine Art Suppe mit dicken Nudeln, Schweinefleischscheiben, Sojasprossen und Salat mit Gewürzen) und „Wan Tans“ (Taschen aus Weizennudelteig mit diversen Füllung). Gleich in der Nähe vom Ortszentrum haben wir direkt am ersten Abend ein fantastisches kleines Restaurant entdeckt, der Besitzer ebenfalls ein Australier, und haben direkt zum Probieren die halbe Karte bestellt. Einen derartigen Gaumenschmauß haben wir selten erlebt. Wir haben ungelogen über 2 Stunden nur gegessen, angefangen von Knoblauchbrot und Cao Lau Noodle, über Fried Chicken with Chili and Lemongrass, Deep Fried Spring Rolls, White Rose und Kürbissuppe bis hin zu gebackener Banane mit Schokoladensauce als Dessert. Und das alles für zusammengerechnet 10 €!!! Hinterher sind wir dann schwerfällig zurück in Richtung Hotel gerollt (das Restaurant „White Lotus“ haben wir dann prompt noch gleich ein weiteres Mal besucht).

Bei den vielen Restaurants fällt die Auswahl schwer
Bei den vielen Restaurants fällt die Auswahl schwer

Am schönsten ist Hoi An jedoch bei Nacht. Wenn in der Dämmerung hunderte Lampions anfangen zu leuchten, sich die alten Häuser im Wasser des Kanals spiegeln und alle Stühle draußen vor den Restaurants belegt sind, weil der Anblick einfach zu schön ist. Die japanische Brücke, die schmalen Gassen, der wilde Wein, der jedes Mäuerchen überwuchert – bei Nacht durch die Straßen zu schlendern und dem bunten Treiben auf den Märkten zuzusehen, hat etwas.

Hoi An bei Nacht
Hoi An bei Nacht

Ja, und wer trotz oder gerade wegen dem vielen Essen etwas Bewegung braucht, der kann einen Halbtagesausflug zu den Ruinen von My Son machen. Das „Angkor Wat“ Vietnams besticht durch alte, geheimnisvolle, meist verfallene und wild bewachsene Cham-Ruinen, allerdings stapeln sich hier die Touristen, da muss man sich eine Ruine schon mal gut und gerne mit 50 anderen Besuchern teilen. Sehenswert ist es trotzdem und für den Preis von 6$ pro Person ist die Halbtagestour durchaus lohnenswert (wenn man nicht unmittelbar vorher im richtigen Angkor Wat war, dann dürfte My Son einen eher nicht mehr vom Hocker reißen).

Die Ruinen von My Son
Die Ruinen von My Son

Mehr Pics gibt´s wie immer hier.

0 Kommentare

Sa

26

Mär

2011

Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt, die ist ….

Okay, nach dem wir nun bereits 3 Nachtfahrten im Zug in Vietnam hinter uns gebracht haben und alle mehr oder weniger erträglich waren, dachten wir: Boah, was sind schon läppische 2 Stunden von Hue nach Da Nang bei Tag? Ein bisschen lesen, aus dem Fenster schauen, sich der Landschaft erfreuen… Aber weit gefehlt! Immer dann, wenn man denkt, es kann eigentlich nicht mehr schlimmer gehen, dann schafft es Vietnam doch, dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen. Vielleicht sollte das Ganze auch schon mal eine Hardcore-Probe für Indien werden. Ich weiß es nicht. Fakt ist, wir haben noch nie in unserem Leben zwei derartige Stunden in einem Zug verbracht. Aber fangen wir am besten von vorne an. Bereits bei unserer Ankunft in Hue hatten wir gleich in vermeintlich weißer Voraussicht, die Zugtickets nach Da Nang gebucht. Bei der Auslastung und dem letzten Nachtzug von Hanoi, erschien uns das nur sinnvoll und so trafen wir also am heutigen Morgen pünktlich zur Abfahrt am Bahnhof in Hue ein. Die Wartehalle wie immer proppenvoll mit vietnamesisch-bunt-gewürfelten Einheimischen, dazwischen ein paar wenige Backpacker wie Rosinen im Rohkostsalat. Planmäßig hätte um 10:50 Abfahrt sein sollen, irgendwann war es 11:30, jedoch immernoch kein Zug weit und breit zu sehen. Wobei ich fairerweise sagen muss, dass in Vietnam eigentlich alle pünktlich sind, daher waren wir hier schon etwas verwundert. Als der Zug dann tatsächlich einfuhr, begann die übliche Rennerei. Viets mit riesigen Kisten stürmten die Eingänge der einzelnen Waggons. Das Motto „Erst raus, dann rein“ kennt hier keiner, Aussteigende werden einfach beiseite gedrängelt oder kurzerhand mit dem eigenen Gepäck wieder ins Abteil hineingedrückt. Zu unserem Glück war an unserem Waggon eine zweite Tür aufgeschlossen und ehe wir uns versahen, wollte man auch uns abdrängen. Offensichtlich halten die Züge hier nur eine bestimmte kurze Zeit, egal ob es alle hinein oder hinaus schaffen. Aber nicht mit uns! Wir haben gleich mal zurückgedrängelt. In Vietnam muss man sich wehren, wenn man sich alles gefallen lässt, steht man als Touri echt dumm da! Da hilft nur eines: Die gute Erziehung über Bord werfen und zum Tier mutieren. Gesagt, getan und so standen wir zumindest kurze Zeit später im Abteil. Immerhin hatten wir Platzkarten, der gesamte Zug war nämlich proppenvoll. Mit uns im Abteil ca. 6 weitere Traveller plus weitere 50 Einheimische, inklusive plärrende Kinder. Auf dem Boden der Müll der vergangenen Nacht, inkl. Hühnchenknochen, Altflaschen, Spuckefäden. Auf den Sitzen zugekleckerte Bezüge und alte Decken. Bloß nicht mit der Haut in Berührung kommen, war mein erster Gedanke. Und ja nichts mit den Fingern anfassen. Um uns herum, Alte, barfuß, die schmatzend ihre Instant-Nudelsuppe in sich hineinschlürften. Eine Mutter mit 3 Kindern, die schon als Babys offensichtlich entweder an Reizblasen- oder Reizdarmsyndrom litten – sie mussten nämlich permanent auf`s Klo. 

Wat mut, dat mut - da wird das Zugabteil schon mal mit Töpfchen zum Klo umfunktioniert
Wat mut, dat mut - da wird das Zugabteil schon mal mit Töpfchen zum Klo umfunktioniert

Und wie macht man das als Mutter, wenn man 3 Kinder hat, eines mal muss und man die anderen jedoch nicht aus den Augen lassen will? Genau, man bringt ein Töpfchen mit und lässt die Kinder ihr Geschäft einfach im Abteil verrichten! Ich war kurz davor, das leckere Frühstück in den Gang zu kotzen – doch das hätte den Geruch auch nur noch schlimmer gemacht. Nicht genug, dass im Abteil geraucht wurde und irgendwer neben der Klima mit Gas hantierte – es stank mächtig gewaltig. Fassungslos saß ich also auf meinem Sitz, auf der äußersten Kante wohlgemerkt und versuchte Andrés Worte zu verinnerlichen: „Lerne das zu akzeptieren, was Du nicht ändern kannst.“ Also tief durchatmen und, wie Tommy Jaud immer so schön sagt, auf Gemüsemodus schalten, sprich, alles andere ausblenden. Nur 2 Stunden, nur 2 Stunden, unser Mantra. Wenn das noch der teure Zug für immerhin 56.000 Dong die Strecke war, wie sollte es dann in den noch günstigeren Zügen geschweige denn in den öffentlichen Bussen zugehen? „Gesellschaftsstudie“ nennt es der Lonely Planet. Und tatsächlich, die Einheimischen zu beobachten, war ein Kapitel für sich. Da wird in der Nase gebohrt, mit dem Zahnstocher die Reste der vergangenen Woche aus den fast-schwarzen Zähnen gepult (warum sich jetzt noch die Mühe machen, frage ich mich), da wird gerotzt und gehustet, geschnarcht und geglotzt. Und wir mittendrin. „Na, vielleicht doch einen Kaffee, Tee oder ein Hühnerbein“ kommt der Bordservice durch den Waggon. Irgendwann mussten wir dann beide nur noch lachen. Mit Humor erträgt sich alles gleich viel leichter. 2 Stunden später waren wir endlich da. Ich war noch nie so erleichtert, aus dem Zug auszusteigen. Was für eine Fahrt! Es fehlten wirklich nur noch die gackernden Hühner im Gang…

2 Kommentare

Sa

26

Mär

2011

Hue, Hue, wir fahren nach Hue (und in die verbotene Stadt)

Ich gebe es zu: Die vergangenen Tage in Sapa haben mich rückwirkend ganz schön fertig gemacht. Ich, mit meinem stark ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, tue mich immer verdammt schwer damit, das Unglück anderer Leute zu verdauen. Das spukt mir dann gut und gerne für eine halbe Ewigkeit durch den Kopf und lässt mir keine richtige Ruhe. Aber was kann man tun? Immerhin kann ich nicht alle armen Kinder dieser Welt retten. Aber vielleicht eines oder zwei? Vielleicht doch zu Hause mal eine Patenschaft abschließen? Ich gebe auch zu: Ich mag Angelina Jolie nicht besonders. Seit dem sie Brad Pitt Jennifer Aniston ausgespannt hat, ist sie bei mir unten durch. Man mischt sich nicht in bestehende Beziehungen ein! Dennoch, immerhin hat sie mit ihren Adoptionen Kindern eine Chance auf ein gutes Leben gegeben, was sie vielleicht sonst nicht gehabt hätten. Das kann man jetzt sehen wie man will, von wegen: Lieber spenden als adoptieren. Lieber die Kinder in ihren Familien vor Ort lassen. Aber was ist, wenn da keine Familie ist? Oder, wie wir es leider zum Teil in Vietnam erlebt haben, die Eltern ihre eigenen Kinder oftmals nur als Mittel zum Zweck des Geldverdienens verwenden? Dann doch lieber adoptieren? Das schlimmste ist – Touristen werden sich nie ändern. Erst neulich habe ich ein paar Rentner gesehen, die Kindern gegen Geld Postkarten abgekauft haben. Es mag der gute Wille sein, der dahinter steht, aber genau das ist falsch! Wie soll es jemals besser werden, wenn es bereits an der nötigen Aufklärung mangelt? Okay, jetzt habe ich mich etwas in Rage geredet – wir haben uns jetzt jedenfalls angewöhnt, den Kindern wenigstens eine Banane zuzustecken, wenn man schon den traurigen Augen nicht nachgeben darf.

 

Von Hanoi ging es also per Nachtzug weiter in Richtung Hue. Weit aus weniger luxeriös als nach Sapa, aber immerhin annehmbar. Nach einem relativ entspannten Tag in der Hauptstadt mit etwas Sightseeing (One Pillar Pagoda, Literaturtempel) – meine zweiLieblingsfotos dieses Tages möchte ich gleich Mal hier präsentieren: -

Mein #1 Shot in Vietnam - Straßenfriseur in Hanoi
Mein #1 Shot in Vietnam - Straßenfriseur in Hanoi
Mittagspause
Mittagspause

fielen wir relativ schnell in unsere Zug-Kojen und auch schnell in einen tiefen und festen Schlaf. Der Morgen dann eine wundervolle Überraschung: Sonne und blauer Himmel. Zum ersten Mal in Vietnam! Gespannt harrten alle Zuggäste an den Fenstern der Dinge, vorbei ging die Fahrt an Reisfeldern, hübschen Häuschen, Palmen und roter Erde. Auch die Ankunft in Hue, der alten Hauptstadt, eine kleine Atempause: Endlich mal keine Horden von Taxi-, Rikscha- und Motobike-Fahrern, die sich auf einen stürzen, sobald man das Bahnhofsgebäude verlässt. Und schlau wie wir sind, fahren wir ja jetzt nur noch mit den weiß-grünen Taxen – die haben nämlich einen fairen Taxameter und bescheißen zu 90 % nicht. Die Fahrt durch die Stadt ging entlang des Parfüm-Flusses (der Name sollte nicht allzu wörtlich genommen werden, geschweige denn dazu verleiten, ein kleines Bad zu nehmen) direkt zum Hotel. Mit dem Namen „Romance“ wollten wir nach 4 Nächten bibbern, frieren und Zugabteilen endlich mal wieder einen Hauch von Hygiene, Warmwasser und einem richtigen Bett spüren. Der Check In erfreulich – angenehme Zurückhaltung des Personals, was Verkaufsgespräche angeht, statt dessen ein kühler Begrüßungstee und der direkte Gang in unser Zimmer. Für 30 € (für uns zusammen wohlgemerkt) ein Traum. 2 Tage nun also, um die Highlights der Stadt zu erkunden. Den ersten Tag haben wir glatt weg mal damit verbracht, das Badezimmer zu blockieren und im riesigen Bett mit sauberen (!) Bezügen eine ordentliche Mütze voll Schlaf nachzuholen.

Blick über Hue von der Aussichtsterrasse im 11. Stock unseres Hotels
Blick über Hue von der Aussichtsterrasse im 11. Stock unseres Hotels

Dafür stand der zweite Tag ganz im Zeichen vom Sightseeing, zu Fuß ging es vom Hotel aus über den Fluss zunächst zur Dieu-De-Nationalpagode. Okay, Hue macht es einem nicht gerade leicht, seine Sehenswürdigkeiten ausfindig zu machen, es gibt wirklich kaum Beschilderungen und die kostenlosen Stadtpläne von den Hotels sind ein Witz, dafür gibt es aber auch kaum Touristen! Die erste Pagode hatten wir daher gleich mal ganz für uns allein. Wir streiften durch den Garten und bestaunten das farbenfrohe Gebäude mit den tief rosa blühenden Azaleen – nebenan streiften Mönche umher. Überall auch hier präsent das Symbol der Swastika – im Buddhismus und Hinduismus ein Jahrtausende altes Zeichen für Gesundheit und Glück – auf den ersten Anblick zwar etwas gewöhnungsbedürftig, weil man es leider auch mit dem Hakenkreuz-Symbol assoziiert – aber dieses Zeichen kennen wir schon aus den Tempeln in Japan und Hongkong.

Ich mag Räucherstäbchen - hier in der Nationalpagode
Ich mag Räucherstäbchen - hier in der Nationalpagode

Von der Dieu-De-Pagode führte unser Weg dann weiter in Richtung Zitadelle – auf der ruhigeren Nordseite des Flusses gelegen. Die Zitadelle – umgeben von einer 10 km langen und 2 m dicken Mauer, beherbergt innerhalb einer weiteren, inneren, Zitadelle (ebenfalls umgeben von einer Mauer) das Herzstück von Hues Geschichte, die alte Kaiserstadt. Ihr müsst Euch vorstellen: In die Zitadelle führen 10 Tore, jedes an einer Brücke, die so schmal ist, dass alle nur als Einbahnstraße genutzt werden, weil gerade Mal ein Auto hindurchfahren kann. Wenn nun aber über 100 Motorroller auf einmal durch dieses winzige Tor fahren wollen, dann passiert Folgendes: Sie bleiben stecken. Genau. Und das für ein paar Minuten, bis sich der ganze Knäuel dann Zentimeter für Zentimeter mit Gehupe und Getöse langsam weiterbewegt. In jeder deutschen Stadt wäre hier längst eine Massenpanik ausgebrochen, nicht aber unter Vietnamesen. Da ist immer noch Zeit für eine Zigarette oder ein Plausch am Handy – während man den Nebenmann versucht abzudrängen, versteht sich. Und wir mussten da zu Fuß durch!!!

Nur keine Panik!
Nur keine Panik!

Endlich in der inneren Zitadelle angelangt, war ich einfach nur überwältigt. André hat ein neues Wort dafür kreiert – er bezeichnet mich als „tempelgeil“. Okay, ich konnte noch nie an einem Tempel einfach vorübergehen, ohne hineinzusehen, und hier war ich nun in meinem Element. Daher kann ich gut damit leben. In der inneren Zitadelle, der Kaiserstadt, befinden sich nochmals über 100 Gebäude in immer weiteren ummauerten Komplexen. Leider sind aufgrund des Vietnam-Krieges nur noch ca. 20 vorhanden, ein Teil wird restauriert, von den meisten sind nur noch Steinreste sichtbar. Das Ganze in einer einmaligen Mischung aus Alt und Neu, wunderschöne Tore, Malereien, gemauerte Erker und Fenster – alleine jeder Mauerdurchbruch weist ein anderes Muster auf. Dazwischen Seen, Pagoden, Pavillons, Tempel, Arkaden – ein Traum für jeden Archäologen. Es ist wie ein einziges Märchen. Jedes Mal, wenn ich durch eines der riesigen Tore schritt, öffnete sich das nächste geheimnisvolle Areal, mal mit Lianen überwachsen und Unkraut überwuchert, dann mit farbenfrohen wundervollen Blumenornamenten und Drachenmotiven. Hunderte Parks im Park, ein einziges Labyrinth, das mich gefangen genommen hat und nicht mehr losließ.

Hinter diesen Türen werden Märchen war
Hinter diesen Türen werden Märchen war

André hat sich dann irgendwann im Schatten niedergelassen, während ich, mit der Kamera bewaffnet, umherstreifte um immer neue Wege zu erforschen, noch mehr kleine Tempel zu entdecken und mich völlig in der Zeit verlor. Was hätte ich dafür gegeben, in der Zeit zurückreisen zu können und das Treiben im 18. Jahrhundert zu erleben. Meine Fantasie ging mit mir durch und malte sich Kaisergeschichten aus. Märchen von einsamen, hübschen Prinzessinnen, die sich in riesigen Gärten verliefen, ehe sie von tapferen Prinzen gerettet wurden.

Zu welcher Prinzessin führt dieser Gang?
Zu welcher Prinzessin führt dieser Gang?

Von der verbotenen Purpurstadt ist dafür leider nicht viel übrig. Zu massiv waren die Zerstörungen im Krieg. „Verboten“ deshalb, weil sie als Residenz des Herrschers nur von Eunuchen betreten werden durfte. Dafür gibt es immer noch genug weitere, alle völlig verschiedene Anlagen, die jede für sich sehenswert sind und Beschäftigung für viele Stunden geben. André jedenfalls hatte nach 2 Stunden genug von meinen permanent entzückt, entrückten Ausrufen „Oh“ und „Ah“ und „Ist das schön hier“ und „Hast Du das gesehen?“ – der Hunger trieb uns ins nächste Taxi und zur letzten Station, der Thien-Mu-Pagode. Der 21 Meter hohe, achteckige und siebenstöckige Turm ist das Wahrzeichen Hues und steht auf einer kleinen Anhöhe über dem Parfüm-Fluss. Da es bereits später Nachmittag war, waren wir auch hier fast allein (wenn man von den kitschigen Souvenir-Buden und ein paar ziemlich penetranten Bootsanbietern absieht). Selten habe ich so viele Mönche und Nonnen gesehen, viele hatten verschieden farbige Kutten an – von hellblau, über orange, rot bis hin zu braun. Es herrschte ein geschäftiges Treiben im Tempel und immer wieder hallte der Klang der Glocke über das Gelände.

Junger Mönch in der Thien-Mu-Pagode
Junger Mönch in der Thien-Mu-Pagode

Bis zum Hotel nahmen wir uns dann wieder ein Taxi – ein ganzer Tag Fußmarsch reichte – und da hatten wir noch nicht einmal die ganzen spannenden Kaisergräber in der weiteren Umgebung von Hue besichtigt. Aber diese mussten wir aufgrund der Entfernungen leider außen vor lassen (wer mag, sollte sich hier ein Taxi nehmen, die Beschilderung ist zu schlecht, um sich selbst auf den Weg zu machen! Besonders sehenswert muss das Grab von Khai Dinh sein!). Noch ein nettes Abendessen in unserem neuen Stammcafé „Hot Tuna“ um die Ecke –dabei mal wieder ein paar Bevölkerungsstudien über Menschen und Motorroller in Vietnam und schon neigte sich auch unser Hue-Aufenthalt wieder seinem Ende entgegen und wir mussten schweren Herzens unser „Deluxe“-Hotelzimmer wieder hergeben.

3 sind (lt. vietnamesischen Ansichten) nicht genug auf einem Motorroller
3 sind (lt. vietnamesischen Ansichten) nicht genug auf einem Motorroller

Die restlichen Pics gibt`s hier.

0 Kommentare

Di

22

Mär

2011

Black Hmong, Red Dzao und Tay

“You wanna buy something from me?” Diesen Satz werden André und ich garantiert nie mehr vergessen. 2 Tage in Sapa, im Reich der Bergvölker Vietnams, lassen einen wieder einmal an der Gerechtigkeit der Welt zweifeln und bringen einen garantiert schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Menschen zu begegnen, die nichts besitzen, als die Kleider, die sie am Leib tragen und dennoch so unverwechselbar freundlich und, ganz offensichtlich, glücklich sind, ist hart, und man sollte sich darauf einstellen, wenn man in den Norden Vietnams, an die Grenze Chinas, fährt. Großartig sollte Sapa sein, der Ausgangspunkt für Trekkingtouren in eine sagenhafte Landschaft. Hohe Berge, malerische Reisterrassen und dazu die farbenfrohe Kleidung der Bergvölker. Ein bunter Topf voll Highlights für Touristen. Vom schalen Beigeschmack, den das Ganze hat, wenn man am 5 Sterne Hotel vorbeiläuft und daneben Frauen im Dreck sitzen und ihre Waren feil bieten, hat keiner was gesagt. Auch hat uns keiner gesagt, dass kleine Kinder, mit noch kleineren auf dem Rücken, mit verrotzten Nasen, schmutzigen Gesichtern und tränenden Augen flehend vor einem stehen, und einen anbetteln, etwas zu kaufen oder Geld zu geben. Davon, dass ihre Eltern sie jeden Tag losschicken, in zerlumpten Sachen, während sie selbst handgearbeitete farbenfrohe Waren zum Verkauf bieten. Wie viel ist davon echt, haben wir uns gefragt, und wie viel Show? Dennoch trifft es einen bis ins Mark, in traurige braune große Kinderaugen zu schauen und dennoch hart bleiben zu müssen – Geld geben macht es nur noch schlimmer! Wenn man am liebsten eines der Kinder mit nach Hause nehmen, es in die Badewanne stecken, ihm anschließend die Haare kämmen und frische Sachen anziehen möchte. Trockene. Neue. Und es anschließend in den Arm nehmen, ihm über den Kopf streicheln und sagen möchte: „Alles ist gut!“ Davon redet keiner, wenn er aus Sapa kommt. Dabei ist Wegschauen unmöglich. Die Frauen und Kinder begleiten einen ununterbrochen, jeden Schritt. Dabei die immer gleiche monotone Bitte „You wanna buy something from me?“ Sapa sind Gegensätze. Auf der einen Seite weit entwickelter Tourismus, auf der anderen Seite die ärmsten Menschen des Landes. Wer Sapa bereist, sollte sich im Klaren darüber sein, Grenzerfahrungen zu sammeln. Und, dieses Mal flehe ich Euch an: Wenn ihr einmal da seid, kauft nichts von den Kindern und gebt ihnen auch kein Geld! Je mehr Geld die Kinder verdienen, desto eher werden sie weiterhin von den Eltern losgeschickt. Es scheint grausam, ist aber die einzige Möglichkeit. Wenn, dann kauft ihnen etwas zu essen, oder zu trinken. Aber bitte bitte: gebt ihnen kein Geld!

Zu Besuch bei den Bergvölkern Vietnams
Zu Besuch bei den Bergvölkern Vietnams

Vom ET Pumpkin-Büro ging es also noch am gleichen Tag unserer Rückkehr von Ha-Long zunächst zum Bahnhof von Hanoi. Mit uns in der Gruppe zwei supernette Amerikanerinnen, Kathy und Jeanne, mit denen wir uns auf Anhieb blendend verstanden. Das Taxi schaffte es tatsächlich mal ganz direkt und ohne Umwege uns zur richtigen Adresse zu bringen, aber, der Haken kam noch, der Fahrer wollte uns natürlich den kompletten Fahrtpreis berechnen. Sofort wurden wir wieder hellhörig – die Fahrt sollte laut Agentur im Reisepreis enthalten sein, d.h. der Fahrer hätte bei Abfahrt vom Büro eigentlich direkt bezahlt werden müssen. Wahrscheinlich will er einfach nur doppelt abkassieren und wir lassen uns auf keine Diskussionen ein und ich erkläre ihm freundlich aber bestimmt, dass er sich bitte an das Büro von ET Pumpkin wenden soll. Dann lassen wir ihn einfach stehen und laufen in Richtung der Abfahrtshalle. Per Zug geht es nun hinauf ins vietnamesische Bergland nach Lao Cai. Die ganze Nacht. Unsere erste in einem Schlafwagen. Und, im sogenannten „Softsleeper“ erstaunlich bequem und luxeriös.

Unser Schlafwagen
Unser Schlafwagen

Und Von Lao Cai (Endstation) dann noch einmal eine Stunde per Bus bis nach Sapa – von den Reisterrassen war angesichts der tiefhängenden Regenwolken und der Sichtweite unter 5 Metern nichts zu sehen. Zum Glück war ich zu müde, um die gefährlichen Überholmanöver auf der schmalen Bergstraße zu bemerken. Als ich dann irgendwann endlich verschlafen aus dem Fenster blicke, sind es nur noch 4 Kilometer und ich versuche in all den Nebelschwaden etwas von der Umgebung zu erkennen. Bereits als wir das erste Hotel ansteuern wollen, ist der Bus plötzlich umringt von Frauen in bunten Trachten. Das letzte Stück rennen sie laut schreiend neben dem Bus her und als sich die Türen öffnen, umringen sie sofort jeden Aussteigenden. Auch als wir dann irgendwann als letzte vor unserem Hotel ausgeschüttet werden, ergeht es uns nicht anders. Schnell rein ins Hotel, scheucht uns der Portier vor sich her. Ignorieren lautet das Zauberwort. Das erste, was uns auffällt, als wir den ersten Schock überwunden haben, ist die unglaubliche Kälte hier. Das Sapa der kälteste Ort in ganz Vietnam ist, wusste ich, aber so? Bibbernd und zitternd beziehen wir unsere Zimmer (ohne Heizung! In Sapa gibt es beinahe nirgendwo Heizungen). Schnell unter die warme Dusche – der Manager hat kurz das heiße Wasser angedreht. Die Zimmer sind spartanisch, aber sauber und zweckmäßig. Nach dem Frischmachen gibt es erst einmal ein deftiges Frühstück in der Lobby. Kathy und Jeanne sitzen schon in ihre dicksten Jacken gemummelt (man sieht beim Reden die Atemwolken!) vor einer dampfenden Tasse Tee und wir bestellen Pfannkuchen und Omelett. Der Tagesplan für heute sieht noch eine kurze Tour ins nächste Bergdorf vor, wir sind froh, dass es heute noch nicht in die Vollen geht. Das Wetter ist dermaßen ungemütlich, so dass wir lange vor noch mehr Tee (unser Hauptnahrungsmittel in Sapa) zusammenhocken und Reiseerfahrungen austauschen.

Gedränge am Auto
Gedränge am Auto

Nach dem Frühstück ist etwas Zeit zur freien Verfügung, ehe es auch schon wieder Lunch gibt und anschließend auf die Tour geht. Sämtliche warmen Sachen übereinander gezogen starten wir wie die Michelin-Männchen zur 3-Stunden-Wanderung. Draußen ist von der Umgebung immer noch nichts zu sehen. Wir laufen mit unserem Guide, einer jungen Einheimischen, zunächst über den lokalen Markt, zu unserem Schrecken gibt es hier tatsächlich Hund zu kaufen (ja, zum Essen!)! Das frische Obst und Gemüse sieht aber ganz okay aus. Bis zum Cat Cat Village, einem der Bergdörfer, welches für den Tourismus zugänglich gemacht wurde, sind es ca. 45 Minuten zu Fuß bergab, eine steile schlammige Straße, auf der uns immer wieder Motorbikes begegnen. Mit uns läuft jetzt noch eine ältere Franko-Kanadierin, die ebenfalls sehr sympathisch ist. Bereits seit dem wir das Hotel verlassen haben, sind wir sofort wieder umringt von ein paar Frauen der Black Hmong, die uns direkt versuchen, in ein Gespräch zu verwickeln und uns die ganze Zeit begleiten. Am Eingang zum Village zahlt man dann einen kleinen Eintrittsbetrag, der hoffentlich den Bewohnern zu Gute kommt. Das ganze Dorf ist an einen steilen Hang gebaut und bei gutem Wetter sollte man einen fantastischen Ausblick auf die umliegenden Reisterrassen haben. Wir sehen jedoch…Nichts! Gerade einmal die Umrisse der direkt am Weg stehenden Häuser sind zu erkennen. Holzhäuschen trifft es wohl eher. Auf dem gepflasterten Weg kommen uns sofort Kinder entgegen, manchen singen, andere strecken uns die Zunge raus.

Kinder in Cat Cat
Kinder in Cat Cat

Ich frage unseren Guide, was der Singsang der Kinder bedeutet. Sie erklärt mir lachend, es bedeute auf vietnamesisch „Gib mir tausend Dollar!“ Was es da zu lachen gibt, ist mir ein Rätsel. Generell scheint sie das Ganze ziemlich locker zu sehen. Auf unsere Frage, wie es so für sie ist, als Einheimische das Leid ihrer eigenen Mitbewohner zu sehen, antwortet sie nur ausweichend und zuckt die Schultern. Das sei eben so. Ein paar Stände am Wegesrand verkaufen Schals, Tücher, Armreife und selbstgenähte Taschen. Die Farben sind freundlich und leuchten im dichten Nebel. Überall müssen die Kinder mit ran. Die gesamte Landarbeit, der Reisanbau wird hier noch von Hand gemacht. Die Menschen nutzen lediglich Wasserbüffel. Während die Jungs bei der Landarbeit mit anpacken müssen, werden die Mädchen losgeschickt, um zu betteln oder einfache gebastelte Puppen und Schmetterlinge zu verkaufen. Eines der Mädchen ist so unfassbar schmutzig und regelrecht hartnäckig, dass sie uns den Weg versperrt, ehe wir nicht etwas von ihr kaufen. Offensichtlich hat sie noch ihre kleine Schwester dabei, die Kleine ist dermaßen verdreckt, sie zieht die Nase hoch und versteckt sich hinter ihrer älteren Schwester. Jeder von uns wird plötzlich ganz still, wir schauen uns betroffen an, die Franko-Kanadierin versucht dem Mädchen über den Kopf zu streicheln und ihr die Nase abzuwischen. Plötzlich hockt sie sich auf den Weg und pullert uns direkt vor die Füße. Unfassbar. Irgendwann frage ich die junge Frau, die uns begleitet, nach einer Toilette. Und bin entsetzt. Das folgende Foto, als Dokument der örtlichen Zustände, möchte ich Euch daher nicht vorhalten. Kein Wunder, dass hier alle Kinder krank sind!

Das stille Örtchen
Das stille Örtchen

Irgendwann erreichen wir auf unserem Abstieg die Talsohle und dort befindet sich das zweite Dorf. Neben einem Wasserfall befinden sich hier noch mehr Verkaufsstände – und auch wesentlich mehr Touristen, was noch mehr Kinder auf den Plan ruft. Wir können keine Minute stehen bleiben, sind permanent umringt von den Kleinen. Viele von ihnen sind maximal 5 oder 6 Jahre alt und tragen die ganze Zeit auch noch kleine Babys auf dem Rücken. Es sind so viele und wir sind fassungslos, wie selbstverständlich das Ganze für sie ist. Viele von ihnen haben sich entsprechende Taktiken zurecht gelegt, wenn andere Touristen ein Foto machen wollen, drehen sie die Köpfe weg. Erst wenn man bezahlt, stellen sie sich in Pose. Es ist erschreckend, wie abgebrüht bereits kleinste Kinder sind. Immer wieder muss ich mir den dicken Kloß im Hals wegdrücken und wenn ich mir die anderen anschaue, kämpfen so einige mit ihrer Fassung und den Tränen. Und daneben zücken reiche Touristen ihre teuren Spiegelreflexkameras. Im Dorf ist auch ein französisches Ehepaar mit zwei kleinen Kindern. Ich frage mich, wie diese den haarsträubenden Unterschied zwischen arm und reich wahrnehmen. Kann man schon als Kind begreifen, wie gut man es eigentlich hat?

Jeanne schwer in Bedrängnis
Jeanne schwer in Bedrängnis

Den Weg zurück kann, wer will und zu müde ist, sich per Motorbike fahren lassen. Wir beschließen zu laufen und alle reden wild durcheinander, um das gerade Erlebte zu verdauen. Wasserbüffel kommen uns auf der Straße entgegen und die erste Begegnung mit diesen riesigen Wesen auf der schmalen Straße ist ein wenig beängstigend. Doch die Tiere laufen langsam einfach an uns vorüber. Ich frage mich, was nun morgen auf uns zukommen wird, wenn wir noch mehr Bergdörfer besichtigen werden. Rings um Sapa leben hauptsächlich 3 der Bergstämme: Black Hmong, Red Dzao und Tay. Alle haben ihre verschiedenen typischen Trachten und leben hauptsächlich vom Reisanbau. Die Tour morgen soll 12 Kilometer lang sein und durch 3 der bekanntesten Dörfer gehen. Hoffentlich wird das Wetter besser. Unsere kompletten Sachen sind klatschnass und die Haare kleben uns an den Köpfen. Unser Guide grinst mich nur an: „Your hair is so wet!“ Ich weiß. Zurück im Hotel springen wir erstmal wieder unter die Dusche und versuchen anschließend unsere Sachen mit dem Fön zu trocknen. Alles ist klamm und riecht modrig. Kein Wunder bei all der Feuchtigkeit und den kalten Temperaturen. Zum Abendessen ziehen wir wieder alle unsere dicksten Jacken an – selbst in der Lobby, welche gleichzeitig das Restaurant des Hotels ist, gibt es keine Heizung und immerhin stellt man uns einen kleinen elektrischen Heizstrahler neben den Tisch. Da hilft nur wieder ein heißer Tee. Das Essen im Hotel ist überraschend gut, es gibt unglaublich gute Frühlingsrollen und die Kürbissuppe ist einfach fantastisch. Lange sitzen wir mit Kathy und Jeanne zusammen und schwatzen, die Beiden sind super zu verstehen und dank der letzten 4 Monate können wir uns beinahe fließend Englisch mit ihnen unterhalten. Jeanne ist ebenfalls schon weit gereist und kann uns viel über Indien und Nepal erzählen. Beide haben schon erwachsene Kinder und leben in Dallas. Einer von Jeannes 3 Söhnen arbeitet zur Zeit in Uganda für ein Hilfsprojekt. Sie selbst ist Lehrerin für immigrierte Kinder, Kathy ist Leiterin einer Bibliothek. Beide schauen auch unheimlich gerne Filme und wir diskutieren sämtliche Filme des vergangenen Jahres, bis wir gegen 21 Uhr müde und halb erfroren zurück in unser, noch kälteres, unbeheiztes Zimmer kehren und unter die dicke Bettdecke krabbeln (Jeanne und Kathy haben sich für 7$ einen kleinen Heizstrahler mit auf`s Zimmer genommen).

Achtung Wasserbüffel
Achtung Wasserbüffel

Der nächste Morgen hält eine Überraschung für uns bereit. Zum dichten Nebel hat sich nun auch noch strömender Regen hinzugesellt. Toll oder? Wir packen unsere Sachen, vor dem Start der heutigen Tour müssen wir noch auschecken. Wir treffen Kathy und Jeanne zum Frühstück und überlegen, was wir bei dem Wetter anstellen können. Auf die 12 Kilometer Tour hat im Regen keiner Lust und die Beiden haben netterweise schon mit dem Hotelmanager gesprochen, ob wir die ganze Tour nicht einfach im Jeep machen können. Natürlich ist das möglich – in Vietnam ist alles (gegen einen entsprechenden Aufpreis) möglich. Zum Glück soll uns das Ganze nur 2,- € mehr pro Person kosten, was uns akzeptabel erscheint. Erst später bemerken wir, dass nicht die komplette Tour per Jeep stattfinden wird, sondern wir nur zu einem späteren Startpunkt gebracht werden. Naja. Dann mal los. Kathy und Jeanne haben noch Regencapes für alle im Ort erstanden („very cheap“) und so geht es um 10 Uhr auf Tour. Schließlich gibt es bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Aus dem Jeep ist mittlerweile ein Kleinbus geworden und mit uns ist heute, neben der Kanadierin, noch ein Malaysier mit seiner Tochter unterwegs.

Black Hmong - unsere stetigen Begleiter
Black Hmong - unsere stetigen Begleiter

Wir verlassen Sapa auf einer schmalen Straße und jeder größere Gegenverkehr stellt einen Kraftakt dar. Da wird gehupt was das Zeug hält, ausgestiegen, und die Fahrzeuge schließlich in Maßarbeit aneinander vorbeimanövriert. Nach einer guten halben Stunde hört endlich der Regen auf und unter uns sind endlich die ersten Reisterrassen zu erkennen. Begeistert bitten wir den Fahrer, für einen kurzen Fotostopp anzuhalten und springen aus dem Bus. Endlich kann man die ganze landschaftliche Schönheit Sapas erkennen. Die Terrassen reichen bis ins Tal hinunter, dazwischen kleine Holzhäuschen und ein paar Menschen, die emsig hin und her wuseln. Kurz darauf ist Stopp für den Bus und es heißt Aussteigen und Losmarschieren. Sofort sind wir wieder von einer Traube Black Mhong umgeben, die sich um uns scharen und uns begleiten wollen. „How old are you?“, „Where are you from“ und „What`s your name“ wollen sie wissen, die einzigen Sachen, die sie in Englisch kennen (neben „You wanna buy something from me“, versteht sich). Mit uns laufen so noch um die 10 Frauen, alle mit bunten Tüchern um den Kopf und einem großen Korb auf dem Rücken. Kathy und ich kommen wieder ins Gespräch, André ist mit Jeanne schon ein Stück vorgelaufen. Auf dem Weg hinunter ins Tal kommen uns immer mehr Einheimische entgegen, unter anderem auch eine hübsche Frau der Red Dzao. Sie ist gerade frisch verheiratet und hat sich zur Feier des Anlasses den Schädel rasiert. Auf dem Kopf trägt sie statt dessen ein hübsches rotes Tuch mit Kordeln und Fransen.

Reisterrassen
Reisterrassen

Der Weg führt uns in der Talsohle vorbei an kleinen Holzhäuschen, umgeben von noch mehr Reisfeldern. Die Berge rings herum hängen immer noch in einer dichten Wolkenwand, aber es regnet nicht mehr! Als wir in das erste Dorf kommen, sind sie auch schon wieder da, die Kinder. Es gibt wieder das übliche Prozedere: Foto nur gegen „money“, na gut, dann lassen wir es eben bleiben. Einige kleinere tragen wieder bei der Kälte von um die 0° nur ein dreckiges T-Shirt und laufen barfuß!!! Sie spielen mit Steinen und Hölzern vom Wegesrand. Der Weg ist schlammig vom Regen der vergangenen Tage und immer wieder müssen wir über kleine Bäche und große Pfützen springen. Die einheimischen Frauen reichen uns hilfsbereit ihre Hände. Sie tragen in weiser Voraussicht Gummistiefel – wir haben unsere Hosen gleich mal direkt in die Socken gesteckt. Abundzu kommen uns ein paar andere Wandergruppen entgegen und alle haben wieder eine Traube der Hmong um sich. Offensichtlich ergeht es nicht nur uns so. Fasziniert schaue ich immer wieder auf die Reisfelder, der ganze Anbau ist eine wahre Wissenschaft für sich, denn der Reis muss im fließenden Wasser stehen und die Geschwindigkeit des Wassers muss exakt stimmen. Andernfalls würden sich (bei zu langsamem Fließen) Algen bilden bzw. (bei zu schnellem) die Reispflanzen fortgeschwemmt werden. Wenn die Landschaft jetzt schon so toll ist, kann ich mir gut vorstellen, wie fantastisch sie bei Sonne sein mag.

Kathy muss ein Flüsschen überqueren
Kathy muss ein Flüsschen überqueren

Nach gut 2 Wanderstunden kommen wir in das zweite Dorf, dort geht es schon wesentlich touristischer zu. Die Einheimischen betreiben neben dem Reisanbau auch noch weitere Landwirtschaft und so gibt es an kleinen Verkaufsständen am Wegrand auch Chilichoten und verschiedene Salate. Bei einer jungen Frau will ich einen bunten Schal als Andenken mitnehmen und wir liefern uns einen erbitterten Kampf um den Preis. Sie will umgerechnet zuerst 9,- € dafür haben, was ich mit einem ungläubigen Lachen quittiere. Dann beginnt das übliche Tamtam: „It`s very cheap, a good price, only for you” will sie mir den Kauf schmackhaft machen. Ich dagegen lamentiere: „Too much, too much“ und setzte die Hälfte des Preises an. Daraufhin guckt sie nun ganz entsetzt aus der Wäsche und jammert, wie „cheap“ ihr Preis doch schon sei. Der Schal jedenfalls stammt nicht mal von ihrer eigenen Handarbeit sondern kommt garantiert aus der nächsten Fabrik und schließlich ziehe ich den schlussendlich immer wirksamen letzten Trumpf aus dem Ärmel: Geldbörse wegstecken, gehen und sagen „Then I buy it somewhere else“. Und siehe da, ganz geschäftig holt sie plötzlich einen Beutel, packt mir den Schal ein und ich gebe ihr die 100.000 Dong. Es ist überall dasselbe.

Ein bisschen Würze für die Suppe des Lebens
Ein bisschen Würze für die Suppe des Lebens

Gegen 14 Uhr kehren wir zur Mittagsrast in einem kleinen Gasthaus ein. Es ist gleichzeitig eine Manufaktur und hinter unserem Tisch stellen Männer von Hand wunderschöne Holzmöbel her. Auf den Tisch kommen frische Tomaten und Gurken, Bananen und Orangen, Hühnerbeine, Brot und Käse. Das tut gut. Dazu der mittlerweile schon obligatorische heiße Lipton-Tea mit Zitrone. Die Black Hmong, die uns tatsächlich den gesamten Weg bis hierher begleitet haben, warten derweile weiter vor dem Restaurant. Unser Guide für heute, selbst eine Black Hmong, sitzt draußen bei ihren Stammesgenossinnen. Wir spekulieren, wie es nach dem Essen auf dem Rückweg zum Auto weitergehen wird, schließlich können wir nicht von jedem der Mädchen etwas kaufen. Der Malaysier jedenfalls langt ordentlich bei den Souvenirs zu. Für schlappe 240.000 Dong (8,- €) deckt er sich mit ein paar der traditionell karierten Tücher ein. Das Essen jedenfalls ist wunderbar und wir sind super happy, dass das Wetter heute so gut mitgespielt hat. Anscheinend haben einige der anderen Gruppen ihre Touren aufgrund des schlechten Wetters gecancelt, denn sonst wäre wahrscheinlich wesentlich mehr Betrieb gewesen. Ich bin jedenfalls heil froh, dass wir, trotz Kälte und anfänglichem Regen gestartet sind, obwohl wir am Morgen so überhaupt keine Lust dazu hatten. Dieser Tag ist wirklich einer der besten unseres bisherigen Vietnam-Aufenthaltes.

Viele der Hmong-Frauen tragen ihre kleinen Kinder auf dem Rücken
Viele der Hmong-Frauen tragen ihre kleinen Kinder auf dem Rücken

Die Strecke bis zum Auto ist dann nur noch ein Katzensprung. Mittlerweile hat sich der Himmel wieder etwas mehr zugezogen und es beginnt wieder zu nieseln. Unsere Hosen sehen übel mitgenommen aus und nur André hat seine beige Trekkinghose, dank seines ganz eigenen Laufstils, überraschend sauber gehalten. Die Hmong-Frauen haben ihre Taktik nun von freundlich und still in aggressiv und laut geändert und bombardieren uns fortwährend monoton mit „You wanna buy something from me?“ Als würde man nach dem 20sten Anlauf schwach werden. Dabei umzingeln sie uns regelrecht und ihre Gesichter sind längst nicht mehr so freundlich wie den ganzen bisherigen Weg. Irgendwann reicht es selbst dem geduldigen André und nach dem er sehr laut und deutlich gesagt hat, dass wir nichts kaufen, lassen sie uns plötzlich in Ruhe. Wir laufen vorbei an ein paar hübschen Homestays – einige der Reiseagenturen bieten mehrtägige Trekkingtouren mit Übernachtung in einem einheimischen Dorf an – was sicher, bei schönem Wetter und angenehmeren Temperaturen – eine einmalige Erfahrung sein muss. Wir freuen uns dann doch lieber wieder auf das Hotel und eine Dusche.

Tay-Frauen mit Neugeborenem
Tay-Frauen mit Neugeborenem

Am Parkplatz dann nochmal riesige Menschentrauben. Offensichtlich sind gerade ein paar andere Reisegruppen angekommen und sämtliche Dorfbewohner haben sich auf die Neuankömmlinge gestürzt. Gut für uns, sind die Frauen so abgelenkt in ihren Verkaufsgesprächen, dass wir beinahe unbehelligt schnell vorüber gehen können. Der Bus wartet ein paar hundert Meter weiter bergauf und wir plumpsen erleichtert und geschafft in die Sitze. Zurück im Hotel machen sich Kathy und Jeanne dann wieder auf die Suche nach einem der wenigen beheizten Kaffees und überlassen uns freundlicherweise ihr Zimmer für eine heiße Dusche. Angesichts der beiden kommenden Übernachtungen im Zug, die uns nun als nächstes bevorstehen, eine wirklich gute Idee. Frisch gewaschen und in trockene Sachen gepackt werden wir dann um 17 Uhr pünktlich am Hotel abgeholt und es geht zurück in Richtung Lao Cai. Dort hat uns die Agentur noch ein Abendessen im Restaurant versprochen. Die Lokalität, ein einfaches Bahnhofsrestaurant, sieht zwar nicht gerade vielversprechend aus, aber das Essen ist einfach super. Es gibt das vietnam-übliche Essen, Chicken bzw. Schwein mit Gemüse, Chili und etwas Zitronengras. Dazu Reis und ein warmer Tee – was will man mehr?

Unser nettes Grüppchen (2.v.l. die Kanadierin, rechts daneben erst Kathy und im Hintergrund links neben André Jeanne
Unser nettes Grüppchen (2.v.l. die Kanadierin, rechts daneben erst Kathy und im Hintergrund links neben André Jeanne

Der Zug fährt pünktlich um 20:00 Uhr ab und dieses Mal teilen wir uns sogar ein Abteil mit Kathy und Jeanne. Lange liegen wir noch wach und schnacken über die vergangenen beiden Tage. Jeanne kramt in ihren klammen Sachen – wir haben unsere Schlafsäcke gleich lieber in weißer Voraussicht in Plastiktüten verstaut. André ist längst eingeschlafen, als ich das Licht ausmache – morgen haben wir nun noch einmal einen ganzen Tag in Hanoi, ehe wir abends, wieder per Nachtzug, weiter gen Süden, nach Hue fahren werden. Der Ausflug nach Sapa jedenfalls war einfach toll! Auch wenn wir gefühlte Gefriertruhen-Temperaturen hatten (was wahrscheinlich auch daran liegt, dass wir nach 7 Wochen Fiji und Australien mit um die 30° einfach nichts mehr gewöhnt und richtige Weicheier geworden sind!), und auch wenn uns die Begegnung mit den ärmsten Völkern des Landes mehr als betroffen gemacht hat, waren die vergangenen 2 Tage, auch dank der Gesellschaft von Kathy und Jeanne, ein unvergessliches Reiseerlebnis für uns.

Definitiv der mit Abstand Beste aller Nachtzüge
Definitiv der mit Abstand Beste aller Nachtzüge

Dafür sollte sich der Morgen in Hanoi dann noch zu einer echten Herausforderung entpuppen. Nach einer erholsamen Nacht in unserem mehr als komfortablen Softsleeper-Waggon, kommen wir gegen 5 Uhr morgens am Bahnhof in Hanoi an. Weise wie wir als geübte Traveller inzwischen sind, steigen wir natürlich nicht in eines der direkt an den Gleisen stehenden Taxis und geben auch keinem der herumstehenden und sehr bemüht wirkenden jungen Männer unser Gepäck in die Hand – sondern steuern zielstrebig auf den Ausgang und den Bahnhofsvorplatz zu. Und natürlich haben wir inzwischen gelernt, dass man immer selbst einen im Wagen wartenden Taxi-Fahrer anspricht und nicht einfach mit dem Erstbesten mitgeht. Kathy und Jeanne sind, glaube ich, ganz dankbar, dass wir mit von der Partie sind, und die Sache in die Hand nehmen. Der erste Fahrer will dann tatsächlich 10 US$ von uns haben, woraufhin André und ich erst einmal in beherztes Gelächter ausbrechen. Bei einem Normalpreis von maximal 2 € soll das wohl ein Witz sein???? Als ich ihm sehr deutlich zu verstehen gebe, dass wir keine Volldeppen sind und niemals 10$ zahlen werden, wird er richtig aggressiv. Erst geht er vermeintlich auf 60.000 Dong runter, was immernoch zu viel ist, dann will er uns ein kleineres Fahrzeug andrehen, in das wir Vier niemals unser gesamtes Gepäck hineinbekommen. Ich drehe mich von ihm weg und will ein anderes Fahrzeug anhalten, doch jedes Mal wenn eines stoppt, kommt er sofort angerannt und hämmert wütend solange gegen deren Fenster, bis sie ängstlich weiter fahren. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Offensichtlich haben wir es hier richtig mit der Taxi-Mafia zu tun. Kathy und Jeanne stehen etwas unschlüssig und verängstigt da, offensichtlich wollen sie aus Unbehagen lieber doch das teure Taxi nehmen, doch ich gebe noch nicht auf. „Don`t trust him“ rufe ich und nach dem der Typ sage und schreibe 5 weitere Taxen vertrieben hat, laufe ich einfach ein Stück weiter die Straße hinunter. Plötzlich hält er wieder mit seinem Auto neben mir, öffnet den Kofferraum und will mir das Gepäck aus der Hand reißen. 80.000 Dong, sagt er und jetzt reicht es mir. Ich schreie ihn an, dass er auf der Stelle verschwinden soll und wir garantiert in keinen seiner Wagen einsteigen werden. Als ein weiterer Wagen kommt, folge ich ihm einfach, so lange bis wir aus der Sichtweite des Mafiosos sind und das Taxi endlich anhält. Eilig winke ich André und die beiden Frauen zu mir und endlich können wir unbehelligt in den Wagen steigen, der uns zügig durch die leeren Straßen Hanois zum Hotel fährt. Kathy und Jeanne haben uns netterweise noch angeboten, in ihrer Hotellobby zu warten, bis die ersten Geschäfte und Coffeeshops öffnen und so sitzen wir die letzten Stunden unserer Tour noch zusammen, tauschen Mailadressen und die Reisepläne der kommenden Tage aus und sind traurig, uns schon wieder voneinander verabschieden zu müssen. Gefühlt kamen uns die beiden Tage wie Wochen vor und nach all den intensiven und langen Gesprächen ist es, als würden wir die Beiden schon eine Ewigkeit kennen. Nach einer herzlichen gegenseitigen Einladung nach Dallas bzw. Dresden trennen sich dann leider unsere Wege – zu gerne wären wir noch ein paar Tage mehr zusammen gereist. Aber so ist es nun mal auf einer Weltreise.

 

Noch mehr der schönsten Impressionen aus Sapa findet ihr hier.

2 Kommentare

So

20

Mär

2011

Im Land des Drachen

Mystisch. Geheimnisvoll. Wer schon einmal Bilder der Ha-Long-Bucht gesehen hat, hat meist nebelverhangene Meerarme, geheimnisumwobene Karstfelsen und alte chinesische Dschunken vor Augen. Die Ha-Long-Bucht, 150 Kilometer östlich von Hanoi, ist mit Sicherheit der am meist besuchte Ort in Vietnam und seit 1994 UNESCO Weltnaturerbe. Die über 2.000 Inseln im südchinesischen Meer durften also natürlich auch in unserem Programm nicht fehlen. Bei gefühlten 50 verschiedenen Anbietern mit nochmals diversen verschiedenen Booten fiel uns die Wahl nicht gerade leicht, kann man doch für einen 2-tägigen Ausflug mit Übernachtung von 29,- bis um die 300,- € alles bezahlen. Da leider auch hier viel Negatives über betrügerische Agenturen die Runde macht, sollte man nicht an der falschen Stelle sparen und so haben wir uns für Indochina Junk und die „Lagoon Deluxe Cruiser Explorer II“ entschieden. Mit 150 US$ pro Person zwar ein Stück über unserem Budget, dafür gefiel uns aber die Vorstellung, dass das Boot nur 5 Passagierkabinen hat und keine Massenabfertigung. Also ging es am Mittwoch früh um 8 Uhr ab dem Büro des Reisebüros los. Das befürchtete Auschecken aus dem Hotel ging plötzlich ganz problemlos. Anscheinend hatte der Manager gemerkt, dass er mit seinen Verkaufsmethoden bei uns an der falschen Adresse war. Per Sammeltaxi ging es also gen Osten, schleppend, 4 ½ Stunden lang. Am Straßenrand wieder das bekannte Bild: Reisfelder, Reisfelder, Reisfelder. Irgendwann, nach endlosen 2 Stunden Fahrtzeit wenigstens eine kurze Pause: In einem XXL-Touristenshop. Wir schauen uns sprachlos an: An eine gebuchte Kaffeefahrt können wir uns aber nicht erinnern. 30 Minuten Pflicht-Aufenthalt zum Souvenirshopping. Na gut, ein paar Postkarten sind drin. 

Die Ha-Long-Bay
Die Ha-Long-Bay

Gegen 12:30 Uhr kommen wir endlich in Ha-Long-Stadt an, alle Boote legen vom Bai Chay Pier ab. Es herrscht hektisches Treiben und schnell wird unser Gepäck sortiert und den verschiedenen Booten zugeteilt. Wir werden bereits am Tisch den diversen Gruppen vorgestellt, mit uns werden je ein australisches und ein französisches älteres Paar und ein junger Mann aus dem Oman auf dem Boot sein. Die Gruppe ist mir auf den ersten Blick sympathisch und wir freuen uns riesig auf die kommenden 24 Stunden. Nach weiteren 10 Minuten ist unser Boot anscheinend bezugsfertig und „Ha“, unser Guide für die nächsten 2 Tage, nimmt uns in Empfang und geleitet uns zu dem kleinen Zubringerboot. Es wurde sogar ein kleiner Teppich für uns ausgerollt ;-) Die kleine Nussschale bringt uns und unser Gepäck zielstrebig in Richtung Boot. Nur welches von den hunderten, die im Wasser dümpeln, ist nun unseres? Wir steuern schließlich eine hübsche kleine Dschunke in rot-braunem Holz mit 2 Decks an. Der Kapitän winkt schon von Weitem und wir werden freudig von der Crew an Bord begrüßt. Ha geleitet uns erst einmal auf das Oberdeck, wo wir als Willkommens-Drink einen frisch-gepressten Orangensaft bekommen. Dann erklärt er uns das Programm für die Fahrt, ehe er uns die Kabinen zuteilt. Wir bekommen die Kabine 02 und beziehen kurz darauf unsere Kajüte. Die erste Nacht unseres Lebens, die wir auf einem Schiff verbringen werden. *grins*

Übersetzen zur Lagoon Explorer II
Übersetzen zur Lagoon Explorer II

Direkt im Anschluss ist auch schon Lunch-Time. Leider ist das Wetter zu kühl, um an Deck zu essen, daher ist der Tisch unter Deck liebevoll gedeckt. Wir werden platziert und schon steht auch schon der erste Gang auf dem Tisch, eine heiße Gemüsesuppe mit Hühnchen. Danach gibt es Reis, Gemüse, Hähnchenschenkel, Rind, Schweinegeschnetzeltes, Schrimps, Muscheln, und Tintenfisch. Auf unseren Wunsch hin, bekommen wir statt Seafood als Extrawurst Fleisch, bestaunen jedoch auch das Essen der anderen. Die Gruppe ist wirklich toll, alle verstehen sich gut und wir kommen schnell ins Gespräch. Obwohl die Franzosen kaum ein Wort Englisch sprechen, klappt die Verständigung ganz gut. Ich krame meine alten Brocken Schul-Französisch heraus und der Mann hatte ebenfalls in der Schule für 1 Jahr Deutsch gehabt. Den Rest versuchen wir mit Händen und Füßen. Das Essen ist exzellent und besonders die Unterhaltung mit dem Omaner ist interessant, weil er uns eine völlig fremde Kultur näher bringt. Der komplette Lunch dauert um die 1 ½ Stunden, bis wir satt und zufrieden die letzten Obststücke vom Dessertteller naschen.

Unser Esstisch unter Deck
Unser Esstisch unter Deck

Vorbei geht die Fahrt an den grauen, steilabfallenden Felsinseln, manche haben lustige Namen wie „Teapot-Island“ und „Goat Head Island“. Inzwischen hat es auch noch angefangen zu regnen, und tiefhängende Wolken wabern am Schiff vorbei und hängen über den meisten Gipfeln. Unser Stopp für heute ist die Thien Canh Cave, eine mysteriöse Höhle, in der zeitweise Fischer mit ihren Familien gelebt haben. Wir gehen mit dem kleinen Beiboot an einem winzigen Strand an Land und haben hier zunächst die Möglichkeit, eine Dreiviertelstunde zu kayaken. Das lassen André und ich uns natürlich nicht zwei Mal sagen und bewaffnet mit Regencape und Schutzhülle für die Kamera geht es flott in die Boote. Mit uns paddeln nur noch der Guide und der Omaner, die Franzosen und Australier bleiben lieber an Land. Es dauert ein Weilchen, bis wir nach der langen Pause wieder in unserem Paddel-Rhythmus sind, aber dann gleiten wir durch das ruhige Wasser und genießen die Stille um uns herum. Es ist fantastisch wieder auf dem Wasser zu sein. Kayaking hat etwas unheimlich Friedliches. Nur Du und das Wasser und die Stille um Dich herum, die lediglich rhythmisch durch das plätschernde Eintauchen des Paddels unterbrochen wird. Das Meer ist spiegelglatt und die Felsen spiegeln sich darin. Ha macht uns auf einen riesigen Jelly-Fisch im Wasser aufmerksam, und tatsächlich, so eine riesige Qualle haben wir noch nie gesehen. Das ganze Tier misst annähernd einen Meter im Durchmesser und taucht immer wieder auf und ab, auf und ab. Ha ärgert es ein wenig mit dem Paddel, ehe wir weiterfahren. In einer kleinen Seitenbucht, umgeben von Felsen, schwimmen zwei Häuser im Wasser. Morgen werden wir auch noch mal ein richtiges schwimmendes Dorf besuchen. Darauf sind wir jetzt schon gespannt. Immer wieder halten wir an, um ein Foto zu machen, vorsichtig packe ich die Kamera auf dem Wasser aus – nur keinen Wasserschaden erleiden.

Paddeln, paddeln, paddeln
Paddeln, paddeln, paddeln

Die Luft ist angenehm kühl und wir paddeln mit den Booten nacheinander in eine kleine Höhle, ehe es leider auch schon zurück in Richtung Boot geht. Mit uns liegen noch etwa 5 weitere Dschunken vor Anker und wir gehen zurück an Land, wo uns der Rest der Gruppe wieder in Empfang nimmt. Ha zeigt uns schnell noch die Thien Canh Cave, wegen der wir hier sind. Die Höhle wurde über 6 Jahre von Fischerfamilien bewohnt, ehe sie für den Tourismus erschlossen wurde. Nun befinden sich überall Leuchten, die die Höhle aus Felsspalten heraus indirekt romantisch beleuchten. Wir laufen weit hinein in den Berg, kommen in immer weitere Höhlen, alle mit einzigartigen Gesteinsformationen, Stalaktiten und Stalagmiten. Irgendwann stehen wir dann auf der anderen Seite des Felsens wieder an der frischen Luft und haben einen herrlichen Blick über die Bucht und die darin vor sich hin dümpelnden Dschunken.

Die Stimmung ist einfach magisch!
Die Stimmung ist einfach magisch!

Zurück auf der Lagoon Explorer II haben wir dann ein bisschen Zeit zur freien Verfügung, ehe es auch schon wieder Abendessen gibt. Wieder ist der Tisch edel gedeckt und die Servietten hübsch gefaltet. Zur Feier des heutigen Abends hat die Crew ganz besondere Gerichte mit passender Dekoration gestaltet. So gibt es einen Teller mit aus Rettich geschnitzten weißen Tauben, einen mit einem riesigen Adler aus Möhren und einen mit einer aus Gurke originalgetreu nach-geschnitzten Version unseres Bootes. Damit wünscht die Crew uns und unseren Familien viel Glück und Gesundheit. Das Essen ist wieder gewaltig, hier ein paar Auszüge des mehrgängigen Menüs: Hot  &Sour Seafood Soup, Chicken Salad Flavoured with Seasonal Herbs, Hot Rock King Prawn Marinated Asien Spice und so weiter und so weiter. Mmhhhh…… Nach dem Essen sitzen wir noch lange zusammen und unser Guide nimmt ein paar Französisch –Stunden bei unseren Mitreisenden, die auch ich gleich nutze, um meine eingerosteten Kenntnisse etwas aufzupolieren. Erst als uns die Augen zufallen, löst sich die Gruppe langsam auf, draußen ist es stockdunkel und nur die Lichter der umliegenden Boote blitzen über das Wasser. Es ist ganz ruhig, wir sind in einer kleinen Bucht vor Anker gegangen, es ist jedoch aufgrund der Wolken kein Mond und auch kein Stern zu sehen. Wir machen es uns in unserer Kajüte gemütlich und schon kurze Zeit später sind André und ich tief und fest eingeschlafen.

Unser Boot - aus Gurke geschnitzt
Unser Boot - aus Gurke geschnitzt

Ha weckt uns am nächsten Morgen unbarmherzig früh: nämlich um 7 Uhr. Man haben wir gut geschlafen! Bevor wir überhaupt richtig wach werden, drängt Ha schon zum Frühstück, die anderen sind bereits auf und sitzen gemütlich bei einer Tasse Tee in der Couch-Ecke. Zum Frühstück gibt es Nudelsuppe mit Hühnchen (etwas gewöhnungsbedürftig für uns) und Toast mit Marmelade. Während wir essen hat das Boot den Anker schon wieder gelichtet und wir steuern unser heutiges Ziel an, das Vong Vieng fishing Village. Wieder gehen wir per Beiboot auf`s Wasser und steigen kurz darauf in kleinere private Ruderboote um. Die Einheimischen paddeln uns nun eine Stunde durch das Schwimmende Dorf.

Zu Besuch im Fishing Village
Zu Besuch im Fishing Village

Das Vong Vieng fishing Village ist eines der größten und schönsten schwimmenden Dörfer der Ha-Long-Bucht. Hier leben über 300 Menschen auf dem Wasser! Die Häuser sind auf Plastikfässern gebaut und mit Holzpflöcken gesichert. Jedes ist ein bisschen für sich, viele haben Hunde und gelegentlich schallt über das Wasser nur der Schrei eines Babys. Ansonsten ist es herrlich ruhig, hier lässt es sich bestimmt gut aushalten. Die Häuser sind durch die umliegenden Felsen gut vor Wettereskapaden geschützt und die Familien halten sich durch einen fairen Tauschhandel gut über Wasser: Sie geben den frisch gefangenen Fisch an kommende Touristenboote ab und erhalten dafür im Gegenzug andere wichtige Lebensmittel, wie Milch, Butter, Brot, Obst und Gemüse. Unter ihren Häusern züchten sie meist auch noch Muscheln und Fische, und betreiben so eine kleine Perlenfarm. An einer größeren Häuseransammlung legen wir einen kurzen Stopp ein – hier gibt es sogar eine richtige Schule für die Kids – durch die kleinen Fenster sehen wir sie über ihren Schulheften brüten. André entdeckt in einem der Fischbecken einen riesigen Kugelfisch. Einen solchen haben wir auch noch nicht in Natura gesehen. Ich frage Ha, wie es hier mit der Müllentsorgung und den sanitären Einrichtungen ist. Nach dem die Bucht seit 2007 zunehmend für den Tourismus genutzt wird, bemühen sich die Agenturen, den Fischern in einem Programm beizubringen, ihren Müll nicht mehr im Meer zu entsorgen. Es kommen regelmäßig Boote, die den Müll abholen und auch aus dem Meer abfischen. Leider sieht man trotzdem bei Ebbe noch den an den Stränden angespülten Unrat. Die Toiletten der Fischer sind auf Chemie-Basis, die Stromversorgung erfolgt über Generatoren, die sich die Familien teilen.

Das Leben hier ist bestimmt nicht einfach...
Das Leben hier ist bestimmt nicht einfach...

Zurück zum Boot ist es noch mal ein gutes Stück zu Paddeln und ich staune über die Technik der schmalen einheimischen Frauen. Schließlich bitte ich unsere Steuerfrau darum, mal das Paddeln übernehmen zu dürfen, was sich schwieriger gestaltet als erwartet. Alle haben eine ganz spezielle Rudertechnik im Stehen, mit der ich überhaupt nicht klarkomme. Nachdem wir eine ganze Weile mehr oder weniger im Kreis gerudert sind und uns der Rest der Gruppe weit voraus sind, versuche ich es im Sitzen und so paddeln die alte Frau und ich mit jeweils einem Paddel einträchtig nebeneinander. Offensichtlich freut sie sich über unser Engagement – denn zum ersten Mal seit einer Stunde zeigt sich ein Lächeln auf ihrem runzeligen Gesicht. Je länger wir gemeinsam rudern, desto mehr scheint sie aufzutauen und obwohl wir uns nicht verständigen können, verstehen wir uns doch per Blickkontakt. Es ist ein tolles Erlebnis, den Einheimischen so nah zu kommen und ich ziehe den Hut vor all den Frauen, die den ganzen Tag die Touristen in den schweren Holzbooten herumpaddeln müssen. Ein wirklich harter Job!

Das Rudern ist gar nicht so einfach!
Das Rudern ist gar nicht so einfach!

Zurück auf der Lagoon Explorer heißt es auch schon wieder Packen. Das Schiff steuert zielgerichtet auf den Hafen von Ha-Long-Stadt zu und wir sitzen noch lange an Deck und lassen die Felsen an uns vorüberziehen. Ha-Long bedeutet so viel wie „absteigender Drache”. Der Legende nach schickte der Himmel einen Drachen, als das Volk der Viet einst angegriffen wurde. Dieser zermalmte die Feinde mit seinem Schwanz und riss dabei tiefe Furchen ins Land. Als der Drache im Meer abtauchte, stieg das Wasser an und überflutete die Furchen. Zurück blieben die Spitzen der aufgewühlten Erde - die Ha-Long-Bucht. Ha kommt noch auf ein paar Worte vorbei um uns den Ablauf des Checkouts zu erläutern und sich persönlich zu verabschieden – natürlich mit dem Trinkgeld-Gedanken im Hinterkopf. Er verdient laut seinen Aussagen nur 100 US$ im Monat als Guide – ich würde zu gerne wissen, ob das stimmt. Dennoch hatten wir zwei wunderschöne Tage an Bord und die Crew hat sich unheimlich viel Mühe gegeben, den Ausflug zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Der Lunch ist dann auch noch mal ein wahrer Festschmauß, ehe die ganze Crew vor uns Stellung bezieht, um sich von uns zu verabschieden. Unsere Kabinen sind bereits leergeräumt und für die Ankunft der nächsten Gruppe vorbereitet. Um 11:45 Uhr gehen wir von Bord und sagen der Ha-Long-Bay „Auf Wiedersehen“. Zu gerne hätten wir noch einen Tag mehr auf dem Boot gehabt und die Franzosen buchen spontan noch eine Verlängerungsnacht. Doch auf uns wartet schon die nächste Tour in Hanoi und so starten wir per Shuttle-Bus gegen 12:30 Uhr mit dem Rest unserer Gruppe zurück in Richtung der Hauptstadt.

 

PS: Hier gibt es noch weitere Bilder (konnten uns diesmal nicht so richtig entscheiden, daher ein paar mehr als sonst).

Abschied von der Ha-Long-Bucht
Abschied von der Ha-Long-Bucht
0 Kommentare

Sa

19

Mär

2011

The Parfume Pagoda

Ein lohnenswertes Tagesausflugsziel von Hanoi ist die berühmte Parfüm Pagode, 60 Kilometer süd-westlich der Stadt. Da die Anreise mehr als umständlich und beschwerlich ist, empfiehlt selbst der Reiseführer, den Trip mit einer Agentur zu machen und 25$ pro Person für einen Ausflug mit derart strammem Programm ist durchaus akzeptabel, finden wir. Als wir morgens zum vereinbarten Zeitpunkt am Büro der Agentur ankommen, werden wir auch direkt pünktlich abgeholt. Im Minibus geht die Fahrt dann stadtauswärts, im Bus mit uns, wie nicht anders erwartet, 5 Deutsche und, immerhin, 7 Vietnamesinnen.

 

Die Parfüm Pagode ist, wie uns der Reiseleiter erklärt, eine Art „Once in a lifetime experience“. Jeder Vietnamese sollte sie wohl einmal im Leben besucht haben. Wir sind gespannt, was heute auf uns zukommt, so sehr, dass André erst einmal ein Nickerchen im Bus macht ;-) Die Fahrt geht vorbei an tausenden Reisfeldern, in denen Frauen ihrer Arbeit nachgehen. Das Prinzip des Nassreisanbaus beruht darauf, dass zuerst die Aussaat in ein trockenes Feld erfolgt. Daraufhin wird das künftige Reisfeld präpariert bzw. durchgepflügt. Sobald die Samen zu wachsen beginnen, erfolgt die Umsetzung in das eigentliche Reisfeld und die Flutung (durch diese werden Unkraut und Schädlinge eliminiert). Nach 4-6 Monaten werden die Felder dann trockengelegt und beerntet. Somit sind pro Jahr nur 2-3 Ernten möglich.

Erstaunlich ist auch die Architektur der Häuser! Von Hand gemauert und hochwertig verputzt erstrahlen sie in einem kolonialen Glanz, wie man es in einem so armen Land nicht vermuten lässt. Dabei werden sie meist schmal, aber sehr hoch gebaut, mit zum Teil bis zu 5 Stockwerken übereinander. Riesige Holzflügeltüren, Säulen und Balkone mit reich verzierten Geländern, runden das Ganze ab. Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf, so beeindruckt bin ich von dem handwerklichen Geschick der Vietnamesen. In den Reisfeldern finden sich immer wieder kleine Friedhöhe mit wunderschön gearbeiteten Grabsteinen, Statuen griechischer Göttinnen, kleinen Tempeln und zum Teil winzigen Häuschen. Offensichtlich schafft man hier den Seelen seiner Vorfahren auch nach ihrem Ableben ein hübsches Heim.

80 % der Weltreisernte werden im Nassreisanbau erzeugt
80 % der Weltreisernte werden im Nassreisanbau erzeugt

Die Fahrtkünste unseres Guides sind jedenfalls waghalsig, die Überholmanöver treiben den Blutdruck in die Höhe. Zum Glück sitzen wir auf der Rückbank, dafür werden wir bei jedem Schlagloch beinahe mit dem Kopf gegen das Busdach katapultiert. Endlich kommen wir nach 2 Stunden und einer gefühlten Ewigkeit am Busparkplatz an. Nach einer kurzen ToiToi-Pause (ein Déjà-vu für uns, nach unserem Thailand-Aufenthalt 2009: im Boden befindet sich ein Loch, daneben zwei Trittsteine aus Porzellan, neben dem Loch ein Eimer für das benutzte Toilettenpapier und ein Wasserbehälter mit einer Schöpfkelle, der als Spülung dient – den Geruch dazu kann sich sicher Jeder vorstellen) geht es zum Bootsanlegesteg. Von hier werden wir nämlich auf dem Yen Stream zur Pagode schippern bzw. geschippert werden.

Die Frauen warten schon auf Passagiere
Die Frauen warten schon auf Passagiere

Es hat etwas Skurriles, tausende verrostete Kähne dümpeln im grau-braunen Wasser vor sich hin und nach ordentlich Geschiebe und Gedränge hat unsere Steuerfrau das Boot auf den etwa 10 Meter breiten Kanal hinausmanövriert. Es wird übrigens ganz umweltfreundlich gerudert, es gibt keine Motorboote, und traditionell rudern auch nur die Frauen. Einige haben ihre kleinen Kinder dabei, die uns schüchtern anlächeln. Ab geht die Fahrt, eine Stunde inmitten grün bewachsener Karst-Hügel, um uns herum hunderte weitere Boote, eine wahre Völkerwanderung. Um die 40.000 Touristen kommen täglich zur Pagode, die meisten davon jedoch aus Vietnam, kaum westliche. Wir werden aus den entgegenkommenden Booten begafft, wie Tiere im Zoo, und wenn wir nicht gleich zurückwinken, fordert man uns mit einem lauten Rufen „Hey, how are you“ dazu auf. Wenn wir dann doch Winken, wird das mit lautem Gejohle honoriert. Anfänglich sind wir nicht sicher, ob sich die Einheimischen einfach über uns lustig machen wollen, aber unser Guide erklärt uns, dass sie sich einfach freuen, mal andere Gesichter zu sehen und ihre wenigen Englisch-Kenntnisse anwenden wollen. Dann glauben wir das einfach mal.

Hunderte Boote begleiten uns
Hunderte Boote begleiten uns

Am Eingang der Pagode, die eigentlich aus mehreren Gebäuden besteht, die ringsum in den Hügeln verteilt liegen, gehen wir an Land, mit schätzungsweise 5.000 anderen Leuten. Am Wegrand stehen Stände mit Wellblech-Dächern, die Essen für die Pilger anbieten. Dabei hängt das Fleisch im Ganzen direkt vor dem Restaurant zur Schau, und man kann sich dann wohl häppchenweise im wahrsten Sinne des Wortes eine Scheibe abschneiden. Aber was da hängt, z.B. ganze Rehe, Hirsche, Schweine, Kühe und…. Wir haben keine Ahnung, was das für Tiere sein sollen, eine Mischung aus Ratte, Hund und Katze. Der Anblick ist mehr als ekelerregend und wir laufen schnell weiter, zum Glück haben wir heute noch nichts gegessen. Unser Guide führt uns nach Passieren des Eingangstores noch einmal ca. einen Kilometer steil bergauf, bis wir vor dem Tor der Thien Tru Pagode stehen. Wir haben 30 Minuten Zeit, diese selbst zu erkunden und mischen uns unter das bunte Völkchen. Direkt hinter dem Haupttor finden sich links und rechts zwei hübsche 3-stöckige Pagoden, in der Mitte des buddhistischen Tempels steht eine überdachte Pagode, ausgelegt mit Teppichen, auf der die Pilgerer essen. Einige sind bereits gestern Abend hergekommen und haben hier übernachtet. Alle haben Opfergaben mitgebracht, Früchte, Blumen, Kekse, überall brennen Räucherstäbchen. Der eigentliche Tempel steht etwas zurückgesetzt und der Altar ist wieder reichlich mit Gold verziert. Die Opfergaben liegen ausgebreitet davor, es sind so viele, dass die Mönchen und Nonnen sie immer wieder beiseite räumen müssen, um Platz für Neues zu schaffen. Es gibt verschiedene Heiligenstatuen, die angebetet werden, die Einheimischen haben außerdem dutzende kleine Geldscheine bei sich, die sie überall ablegen. Fasziniert beobachten wir die Zeremonien, bis wir von hinten beiseite gedrückt werden – die Religion kann offensichtlich nicht warten. Im Garten um die Tempel finden sich unzählige Statuen, Drachen, aber auch Krieger und anderes. Es ist schwer zu sagen, was alt und was neu ist. Ein wunderbares Gemisch aus Heiligtum und Pilgerort.

Überall wehen Gebetsfahnen
Überall wehen Gebetsfahnen

Nach der ersten Pagode gibt es Mittagessen und beinahe hatten wir es schon befürchtet, wir essen in einer der größeren Garküchen am Wegesrand, vor denen wir uns schon auf dem Hinweg geekelt haben. Es ist die reinste Massenabfertigung. Riesig lange Tische mit jeweils Platz für an die 100 Touristen stehen in Reihen, wir sitzen nicht lange, als uns bereits das Essen serviert wird. Es gibt Reis, Tofu, warmen Krautsalat, Ei und gebratenen Fisch. Es schmeckt überraschend gut und da wir nicht gefrühstückt haben, versuchen wir gar nicht erst drüber nachzudenken sondern schaufeln munter drauf los. Schließlich müssen wir dann noch auf den Berg zur eigentlichen Hauptpagode. Die Sensation des Restaurants ist jedoch eine Hündin im Hinterhof, die gerade 10 Welpen geworfen hat, die sich winselnd und jaulend um ihre Mutter herumdrücken. Die kleinen sind so süß (Christin und Sylvia, ihr hättet auf der Stelle einen mitgenommen).

Wir haben kaum aufgegessen, als es weiter geht. Wir haben die Wahl, die steilen 4 Kilometer bergauf zu laufen oder die neue Seilbahn zu nehmen. Da wir eigentlich nicht genügend Bargeld bei uns haben, wollen wir laufen, als wir jedoch den vollurinierten und –gesch… Weg sehen, kehren wir um und der freundliche Engländer aus der Gruppe tauscht uns noch ein paar Euros in vietnamesische Dong. Wir besteigen die Gondeln (übrigens „made in Austria“)und schweben hinauf in die herrlichen, nebelverhangenen Karstberge. Ein guter Vorgeschmack auf die Halong-Bucht, die noch vor uns liegt. Mit uns im Abteil sitzen 4 weitere Vietnamesen, die ebenfalls ordentlich Essen und Trinken bei sich haben – ob als Opfergaben oder als Wegzehrung – wer weiß. Obwohl alle kein Wort Englisch sprechen, wird erstmal über Fußball geradebrecht. Das ist uns in schon so vielen Ländern aufgefallen, wenn Leute unterwegs über etwas in Deutschland Bescheid wissen, dann über Fußball bzw. die deutsche Bundesliga. Dann wird uns auch noch Wein und Wasser angeboten – gastfreundlich sind sie sehr, die Vietnamesen. Etwa eine Viertelstunde gleiten wir über die Gipfel, unter uns der Pilgerweg, gesäumt von Verkaufsständen mit roten und blauen Plastikdächern. Es herrscht regelrechte Volksfeststimmung hier.

Abstieg in die Huong Tich Cave
Abstieg in die Huong Tich Cave

Oben angekommen sind wir dann eher geschockt, tausende Menschen schieben und drängeln in Richtung Haupt-Pagode, eine riesige Höhle, genannt Huong Tich, zu der wir noch weitere Stufen zunächst hinauf und dann wieder hinab steigen müssen. Wir reihen uns in die unfassbare Schlange an, und noch lange bevor wir die Höhle erreichen, dringt der durchdringende Geruch von faulem Obst an unsere Nasen. Auch hier spucken die Menschen überall, und (im Gegensatz zu China) sogar die Frauen. In der Höhle dann der größte Altar, den ich seit langem gesehen habe mit noch mehr betenden Menschen davor. Auch hier stapeln sich die Opfergaben und wir sehen, woher der strenge Geruch kommt. In der feuchten Luft schimmelt das Obst rasend schnell vor sich hin. Überall liegt außerdem Müll in den Ecken – eine Schande für eine heilige Städte wie diese. In der Höhle gibt es außerdem viele Tropfsteinsäulen und das Besondere hier ist, dass die Menschen Geld daran reiben und es dann in irgendwelche Löcher im Gestein stopfen. Außerdem gibt es einen Stein, der offensichtlich von der Decke tropft. Ich weiß nicht, ob es heiliges Wasser ist, jedenfalls drängeln sich dutzende Gläubige mit nach oben ausgestreckten Händen darunter. Daneben steht ein Wachmann mit der Trillerpfeife, der immer mal wieder für Zucht und Ordnung sorgen muss, wenn es zu kunterbunt zugeht. Ein Mann ist so besessen, einen Tropfen des Wassers zu erhaschen, dass er ohne Rücksicht auf Verluste, sein kleines Kind hinter sich herzerrt, bis diesen auf die Knie fällt und zu weinen anfängt. Er schleift es einfach weiter. Ich brauche glücklicherweise nicht lange auf einen Tropfen zu warten, dann verlassen wir fluchtartig die Höhle.

Nur einer von vielen Opfertischen
Nur einer von vielen Opfertischen

Den Weg zurück zur Talstation jedenfalls wollen wir laufen und schließen uns den zumeist Einheimischen an. Der Weg ist jedenfalls nicht zu verfehlen, bei all den Kitsch- und Ramschbuden. Vom Plastesoldaten bis hin zum Wimpel gibt es allen erdenklichen Scheiß! Soviel Mist haben wir nicht mal in China gesehen. Welche Firma lebt davon, solchen Schwachsinn zu produzieren? Und die Leute kaufen es auch noch!!! Unfassbar. Dazwischen wieder Garküchen für die Pilger und das schlimmste daran, überall Müll. Die Menschen werfen ihren Abfall einfach in die Gegend. Unter den Küchen, die meist auf Stelzen gebaut sind, liegen Dosen gehortet. Wir beobachten Einheimische, die etwas essen und ihre leeren Plastetüten hinterher ungeniert einfach auf den Weg werfen. Darüber könnten wir uns so dermaßen aufregen. Das gleiche ist uns schon in Thailand aufgefallen. Die Menschen haben einfach keinen Respekt vor der Natur. Schade, schade; schade…. Nach 40 Minuten sind wir wieder unten am Ausgangspunkt und satt von der Beschallung, dem Lärm, der Hektik. Wir wollen nur noch unsere Ruhe, zurück ins Hotel und die Tür hinter uns zu machen.

Ein Foto mit dem obligatorischen Hut darf natürlich nicht fehlen
Ein Foto mit dem obligatorischen Hut darf natürlich nicht fehlen

Zum Glück lässt der Rest der Gruppe nicht lange auf sich warten und wir laufen zurück zum Bootsanleger und paddeln in Richtung Busparkplatz. Jetzt sind noch mehr Boote als heute Morgen unterwegs und sogar wieder viele in die Gegenrichtung, die dann wieder hier schlafen werden. Zum Teil sind die Boote so voll besetzt mit Menschen, dass sie jeden Moment unter ihrer Last zusammenzubrechen scheinen und die kleinen Asia-Frauen rudern tapfer bis zu 50 Personen auf einmal. Wieder wird gewunken, was das Zeug hält, doch dieses Mal haben wir keine Lust, zurückzuwinken. Zu müde sind wir von den vielen Eindrücken. Zurück bei den Bussen geht es zum Glück zügig ohne große weitere Pausen zurück in Richtung Hanoi, wo wir gegen 17:30 Uhr ankommen. Wir retten uns in ein Internetcafé und bestellen uns erstmal einen ordentlichen Café Latte, um den heutigen Tag sacken zu lassen. Wir brauchen eine kurze Auszeit von Vietnam und das kleine Café lässt einen fast vergessen, wo man ist. Wir schlürfen unseren Kaffee, knabbern an einem Mandel-Croissant und beratschlagen, wie es weiter gehen soll. Noch 9 Wochen Weltreise…

 

Und hier noch ein paar weitere Pics.

0 Kommentare

Fr

18

Mär

2011

Nur Mut!

Hanois Straßen lebend zu überqueren, ist ein Wunder. Man nehme eine herkömmliche Straßenkreuzung, dazu hundert hupende Mopeds, mehrere Kleintransporter, PKWs und weitere hundert Fußgänger. Dazu, natürlich, keine Ampel, allenfalls ein paar Zebrastreifen (wozu die hier eingemalt sind, ist mir ein Rätsel). Dann heißt es loslaufen und auf keinen Fall stehen bleiben! Egal ob ein Moped mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf einen zugerast kommt, einfach ruhig weitergehen. Andernfalls wird man die andere Straßenseite niemals erreichen. Also, nur Mut, erstaunlicherweise gibt es bei all den Kamikaze-Fahrern kaum Unfälle. Das Prozedere kennen wir ja eigentlich schon von La Paz, allerdings kommen in Hanoi noch an die 5 Millionen Motorroller dazu. Und irgendwie schaffen es die Fahrer immer, sich problemlos durch fließenden Verkehr (in die entgegengesetzte Richtung!) zu bewegen. Als wir das erste Moped mit offensichtlichen Touristen drauf gesehen haben, mussten wir erstmal laut lachen. Wer das wagt, dem gehört unser Respekt! Wer hier auf einen Motorroller steigt, muss lebensmüde sein!

Straßenleben in Hanoi
Straßenleben in Hanoi

Nach dem wir die erste Nacht in Hanoi verdaut und am nächsten Morgen ein wunderschönes, neu renoviertes Zimmer bezogen haben, sieht die vietnamesische Welt gleich viel besser aus. Nach einem entspannten Vormittag trauen wir uns dann endlich auch erneut auf Hanois Straßen und sind erst einmal von einer Abgas-, Staub- und Lärmwolke umgeben. Die Luftverschmutzung ist immens! Und die Einheimischen sitzen mitten drin und brutzeln ihr Süppchen auf einem kleinen Gaskocher, während die Familie drum herum auf Plaste-Höckerchen lümmelt und quatscht oder Karten spielt. Nach dem ich an den ersten Straßen noch geschlagene 5 Minuten unschlüssig und ängstlich gewartet habe, zieht André mich nun schnell weiter – und siehe da, um uns herum teilt sich der Verkehrsstrom ganz automatisch. Als erstes suchen wir die vom Reiseführer empfohlene Agentur, dem Hotelmanager sind wir einfach aus dem Weg gegangen. Schnell werden wir in einer Seitenstraße fündig und sind positiv überrascht. Man will uns ausnahmsweise mal nicht über`s Ohr hauen! Alle Preise sind wie im Internet angegeben (wir haben dieses Mal gut vorher recherchiert) und der Mitarbeiter ist nicht übertrieben verkaufswütig. Er berät uns nur zu dem, was wir eh vorhatten, und eine halbe Stunde später verlassen wir glücklich, zufrieden und um die 600 $ leichter das Büro von ET Pumpkin. Die Ausflüge für die nächsten Tage sind gesichert und jetzt fühlen wir uns doch langsam auf sichererem Terrain. Ganz so kompliziert, wie wir es befürchtet hatten, ist es nun doch nicht.

Süppchen gefällig?
Süppchen gefällig?

Auf dem Weg zum Bahnhof lassen wir uns dann einfach durch die Straßen treiben. Überall sieht man Frauen mit den traditionell flachen, kegelförmigen Palmblatt-Hüten, viele tragen Körbe auf dem Kopf oder mit dem üblichen Holzstab als Hängekörbe an beiden Enden über der Schulter. Einer jungen hübschen Frau kaufen wir frittierte kleine süße Teilchen ab, lecker! Dazwischen Händler auf Rädern, die ihre Fahrräder voll beladen mit Blumen, Korbwaren, Reinigungsmittel und anderen Utensilien haben. Immer wieder werden wir eingeladen, in eine der vorbeifahrenden Rikschas zu steigen, doch wir lehnen lächelnd ab. Das Zugticket nach Hue am Bahnhof zu kaufen, müssen wir dann jedoch, aufgrund mangelnder Englisch-Kenntnisse der Bahnangestellten, verschieben. Wir kommen kaum ein Wort voran und können außerdem nur cash bezahlen. Also laufen wir zurück zum Hotel und suchen uns unterwegs noch ein nettes Restaurant, wo wir uns mit gebratenen Nudeln und Tee stärken. Obwohl es längst dunkel geworden ist, ebbt der Verkehrsstrom nicht ab, im Gegenteil, durch die Nachtmarkt-Stände werden die eh schon nicht gerade breiten Straßen noch schmaler und jetzt müssen sich die Fahrzeuge zum Teil durch Nadelör-große Straßenabschnitte zwängen. Auf dem Fußweg zu gehen ist unmöglich. Sämtliche Einwohner sitzen darauf und haben um sich herum Waren (Obst, Fisch, Fleisch, Gemüse, Blumen und Bücher) ausgebreitet. Es geht zu wie auf dem Basar und Handeln ist Pflicht! Mit Minimum einem Drittel sollte man in die Verhandlung gehen und am Ende nicht mehr als 50% des ursprünglich angegebenen Preises bezahlen, habe ich gelesen. Dabei sind 50% wahrscheinlich immer noch viel zu viel. Aber bei dem Preisniveau zahlt man doch wieder gerne. Es macht Spaß, den Einheimischen und anderen Touristen beim Kaufen und Verkaufen zuzuschauen und so langsam finden wir sogar Gefallen an dem bunten Treiben. Es ist gut, dass sich die meisten unseren Bedenken zerstreut haben und nun freuen wir uns richtig auf die kommenden Tage!

Handeln ist Pflicht!
Handeln ist Pflicht!

Mehr Fotos von unserem ersten Tag in Hanoi gibt`s hier.

0 Kommentare

Do

17

Mär

2011

Ankunft in Hanoi – oder: vietnamesische Geschäftspraktiken

Unsere Ankunft in Hanoi – ein Schock. Zunächst freuen wir uns noch über die relativ zeitsparende problemlose Einreise, bis wir, samt Gepäck, in den strömenden Regen aus dem Flughafen treten. Sofort werden wir von vermeintlichen Taxifahrern umringt, die uns allesamt in die 35 Kilometer entfernte Stadt bringen wollen. Relativ blauäugig gehen wir mit dem ersten mit, immerhin sieht er mit seinem Ausweis um den Hals ziemlich professionell aus. Zum Glück frage ich ihn dann doch noch vor dem Einsteigen, wie viel die Fahrt denn kosten soll – er will uns schlappe 500.000 Dong berechnen, das ist mehr als das Doppelte, als die normale Fahrt eigentlich kostet (haben wir an der Info im Flughafen herausgefunden). Sofort blocken wir ab und schnappen uns unser Gepäck. Also weitersuchen und ich spreche einfach den nächsten Fahrer direkt an, dieser spricht kein Englisch und winkt auch nur eine Vermittlerin heran, mit der wir uns wenigstens auf 300.000 einigen können. Dass wir hier in Vietnam südamerikanische Verhältnisse mit regelrechten Schlepperbanden vorfinden würden, damit hatten wir nicht gerechnet. Wir dachten, hier sei alles noch etwas ursprünglicher und nicht so touristisch – wie wir später im Reiseführer lesen werden, waren das jedoch naive Wunschvorstellungen. Gerade in Vietnam haben die Verkäufer von Touren und Unterkünften derartig aggressive Verkaufstaktiken entwickelt, dass man sich regelrecht in Acht nehmen muss. So halt auch die Taxi-Mafia am Flughafen. Nun ja, so geht die Fahrt erst einmal in Richtung Stadt, über eine 3-spurige Autobahn, die unser Fahrer mit ordentlich Gehupe und regelmäßigem Spurwechsel befährt (mit an die 100 Motorrollern um uns herum). Zum Glück ist es bereits dunkel, sonst hätte ich wahrscheinlich hier schon meinen ersten Herzinfarkt erlitten. Nach 10 Minuten fährt er plötzlich rechts ran, offensichtlich hat er eine kleine Tankstelle entdeckt. Argwöhnisch beobachten wir das Treiben vom Rücksitz aus, es gibt nur eine Zapfsäule und keine wirkliche Tankstelle, wie wir es kennen. Dann ist der Fahrer auch noch verschwunden – muss sich wahrscheinlich um die nächste Ecke noch mal erleichtern. Nach geschlagenen 15 Minuten geht die Fahrt weiter, bis wir mit einem haarscharfen U-Turn vor dem Gegenverkehr in eine kleine dunkle Straße in einem Industriegebiet abbiegen. Plötzlich ist alles dunkel um uns herum und kaum noch Verkehr. Ich versuche durch die trüben Scheiben und den dichten Regen ein Straßenschild ausfindig zu machen und als ich den Fahrer frage, wo wir eigentlich gerade sind, lacht er mich nur aus und gibt mir keine Antwort. So langsam wird mir das Ganze dann doch ein wenig unheimlich – was wenn er uns gar nicht zum Hotel fährt sondern, wie wir es von Thailand kennen, in irgendeine Schmuckfabrik oder Schneiderei? Zum Glück gelangen wir wenig später wieder auf eine Hauptverkehrsstraße und befinden uns nun wieder in der richtigen Altstadt. Durch den Regen und die Feuchtigkeit beschlagen die Fenster so sehr von innen, dass der Fahrer einfach alle öffnet und wir nach draußen blicken und die ersten vietnamesischen Eindrücke gewinnen können. Überall stehen Garküchen am Straßenrand, fliegende Händler verkaufen Obst und Gemüse. Wieder werden wir von dutzenden Motorrollern begleitet, die von vorne, hinten, links und rechts heranschießen und sich nahtlos in den dichten Verkehr einfädeln. Der Geruch von Frittiertem liegt in der Luft, an den Häusern hängen bunte Lichterketten. Endlich erreichen wir einen Anhaltspunkt, den Hoan-Kiem-See, jetzt wissen wir, dass wir richtig sind und dass es nicht mehr weit bis zum Hotel ist. Leider hat der Fahrer trotz Karte keinerlei Orientierungssinn und so irren wir noch eine ganze Weile durch die Altstadt, er fragt mehrfach nach dem Weg, ehe wir schließlich aussteigen, den vereinbarten Preis zahlen (natürlich will er uns mehr abknöpfen, doch wir lassen ihn einfach stehen) und den Rest zu Fuß gehen.

 

Im Hotel werden wir dafür gleich überschwänglich begrüßt. Noch ehe wir das Gepäck absetzen können und eingecheckt haben, steht ein dampfender Tee vor unserer Nase und der Hotelmanager sitzt geldgierig mit einem falschen Lächeln vor uns und plant unseren kompletten Vietnam-Urlaub über unseren Kopf hinweg. Natürlich will er uns nur seine besten Empfehlungen geben, die hoteleigene Reiseagentur hat für alle Sehenswürdigkeiten in der Umgebung einen Ausflug parat. Wann wir wo wie viele Tage verbringen wollen, fragt er uns. Darüber haben wir uns noch gar keine Gedanken gemacht. Wir müssten uns mit dem Buchen beeilen, am besten würde er schon einmal alle Ausflüge rund um Hanoi für uns klar machen. Moment mal, das geht uns dann doch alles zu schnell. Wir wimmeln ihn ab, mit dem Hinweis, dass wir nach dem Flug doch müde sind und in unser Zimmer wollen, um uns erst einmal zu beratschlagen.

 

Das Zimmer entpuppt sich dann als Loch ohne Fenster mit Duschklo und schmutzigen Handtüchern, ich bin den Tränen nahe – so hatten wir uns unsere Ankunft in Vietnam nicht vorgestellt. Nach einem kurzen Durchatmen suchen wir die Buchungsbestätigung von HRS. Von wegen Upgrade in die nächst bessere Zimmerkategorie und Obstkorb bei Anreise. Haha! Wir gehen reklamieren und kurze Zeit später habe ich, nach einigem Lamentieren des Managers, ein neues Zimmer (obwohl angeblich ja alles ausgebucht ist). Hier gibt es zumindest ein Fenster und eine Badewanne. Erst später entdecken wir, dass die Toilettenspülung nicht funktioniert und im Bad der Schimmel schon mit uns reden kann. Wie pelzige graue Würmer hängen die Schimmelflecken an der Decke und ich mag gar nicht hinschauen, geschweige denn etwas anfassen. Wie konnte dieses Hotel nur so gute Bewertungen bekommen? Zumindest die beiden Niederländer in der Lobby, machten den Eindruck, als wären sie zufrieden mit ihrem Zimmer. Das bringt uns dann auch auf die Idee, nochmal im Internet nach dem Zimmerangebot zu recherchieren, und tatsächlich, das Hotel hat einen alten und neuen Teil, die Zimmer im neuen Anbau sind natürlich viel besser und moderner ausgestattet. Also reklamieren wir ein zweites Mal. Dieses Mal verspricht man uns ein neues Zimmer für den nächsten Morgen.

 

Noch bis spät in die Nacht recherchieren wir nach Ausflugs-Angeboten und im Reiseführer. So einfach wie gedacht, ist es in Vietnam nicht. Man muss gut recherchieren und knallhart verhandeln. Im Reiseführer stehen genug Schauermärchen, besonders über die hoteleigenen Reiseagenturen. Da steht tatsächlich, dass Urlauber, die sich weigerten einen Ausflug über das Hotel zu buchen, glatt weg auf die Straße gesetzt wurden. Wir sind skeptisch, hat uns die übertrieben geschäftstüchtige Art des Managers doch etwas eingeschüchtert. Noch haben wir ihn ja in seine Schranken gewiesen, aber wie wird es dann morgen aussehen? Stehen wir dann ohne Unterkunft da, wenn wir ihm sagen, dass wir doch den etwas teureren Ausflug bei einem renommierten Reisebüro buchen wollen? Unruhig wälzen wir uns im Bett umher, André hat das Fenster geöffnet, damit die Schimmelspuren nach draußen ziehen, und der typisch nächtliche Lärm asiatischer Straßen zieht zu uns herauf. Das kann ja heiter werden, die nächsten 3 Wochen!

 

PS: Natürlich lese ich später im Reiseführer, dass es vom Flughafen einen öffentlichen Bus gibt, der nur ein Zehntel der Taxigebühren kostet und viel sicherer ist.

0 Kommentare