Ein Affenbiss in der rosaroten Stadt

Mein Gehirn produziert auf Sparflamme. Seht mir die sparsamen Blogeinträge in der letzten Woche nach, bei der Hitze fällt jeder Gedanke schwer. Die Worte purzeln nicht wie gewohnt flüssig hervor, alles ist zäh wie Kaugummi. Mittags vegetieren wir in der Regel im klimatisierten Hotelzimmer vor uns hin, jeder Schritt vor die Tür wäre eine Qual. Schlaaaaafen. Die Wasserflasche ist unser stetiger Begleiter. Noch nie haben wir so viel Flüssigkeit in uns hineingeschüttet. Und die kommt postwendend wieder hervor. Aus jeder Pore. Der Schweiß rinnt uns in Strömen die Stirn und den Rücken hinunter. Wie machen das all die verhüllten Frauen in ihren 10-lagigen Saris? Ich sehne mich nach Shorts und Spaghetti-Trägern. Statt dessen müssen Knie und Schultern stets bedeckt sein. Ist das nicht der Fall, fühlt man sich wie der Rattenfänger in Hameln – die indischen Männer rennen einem in Scharen hinterher. Je unattraktiver, desto aufdringlicher. Indische Männer halten mit ihrer Meinung nicht hinter den Berg. Da wird geschnalzt, gegurrt, gegluckst, gepfiffen und geglotzt, was das Zeug hält. Einfach mal ein bisschen spazieren um den Block gehen? Unmöglich. Mittlerweile machen wir uns mit Ajay einen Witz daraus, zu behaupten, wir seien deutsche Prominente, Schauspieler, dann krame ich meine Sonnenbrille im Pilotenstil hervor und setze sie mir filmreif auf die Nase. Das klappt ganz prima, nur ein Autogramm wollte noch keiner.

Die Fassade des Palastes der Winde - eines der meistfotografierten Motive Indiens
Die Fassade des Palastes der Winde - eines der meistfotografierten Motive Indiens

Unser Aufenthalt in Jaipur, der Hauptstadt Rajasthans, verhieß etwas mehr Ruhe und Zeit für uns. 3 Nächte am selben Ort, Programm nur vormittags und in den Abendstunden. Wir haben die Zeit direkt genutzt, um ein paar Besorgungen und Erledigungen vorzunehmen. So war André nach mittlerweile 2 ½ Monaten endlich mal wieder beim Friseur. Der Schnitt hat direkt unser Reisebudget gesprengt und sage und schreibe 50 Rupies gekostet. Jetzt googelt mal schnell den aktuellen Wechselkurs ;-) und ihr werdet sehen, dass das nicht mal ein Euro ist. Anschließend gab es noch eine Kopfmassage, bei der ich eher Angst hatte, man würde André das Genick brechen. Der Friseur drehte und zerrte an Andrés Kopf herum, das mir ganz schlecht wurde. Ihm hat es jedenfalls gefallen. Ja und dann waren wir endlich beim Schneider und haben meinen in Nepal erworbenen Stoff zu einem stilechten indischen Salwar Kameez schneidern lassen. Damit ich die letzten Tage in Indien noch ganz landestypisch herumwandeln kann. Das Ergebnis sehr ihr hier:

Sehe ich nicht schon fast wie eine richtige Inderin aus?
Sehe ich nicht schon fast wie eine richtige Inderin aus?

Jaipur selbst jedenfalls hat uns auf den ersten Blick gefallen. All die Häuser aus rotem Sandstein, die der Stadt ihren Namen gaben, die engen Gassen, Märkte und natürlich das Wahrzeichen, der Palast der Winde, rechtfertigen einen Aufenthalt von mehr als einem Tag. Zu den absoluten Highlights gehörte natürlich auch das Fort in Amber, welches zu den schönsten in ganz Rajasthan gehört. Den Elefantenritt für 900 Rupies zum Eingangstor haben wir uns direkt geschenkt. Die armen Tiere, die in der prallen Sonne den steilen Auf- und Abstieg dutzend Mal bewältigen müssen. Und das unter der Last mehr oder weniger kräftiger Pauschaltouristen. In Jaipur, das erkennen wir schnell, trennt sich die Spreu vom Weizen. Zum ersten Mal sehen wir nicht nur Individualtouristen sondern reine pauschale Massenabfertigung. Der Innenhof das reinste Volksfest mit Gauklern, Schlangenbeschwörern und Souvenirverkäufern. Hunderte sonnenverbrannte Touris stürmen die Festung, auf den Köpfen billige Turbane – „fremdschämen“ bekommt hier eine ganz neue Bedeutung, wenn Ü-50 Frauen in schulterfreien Minikleidern herumstolzieren. In Malle am Strand mag das ja gehen, aber doch nicht im prüden Indien!

Das Fort in Amber
Das Fort in Amber

Als ganz besondere Sehenswürdigkeit Jaipurs hatte uns Ajay noch den Affentempel Galta empfohlen, der eigentlich als heilige Badestelle für Pilger gedacht war, nun aber den um die 5.000 dort lebenden Affen überlassen wurde. Besonders bei Sonnenuntergang sei der Anblick sensationell und die Affen ausgesprochen liebenswürdig. Die Taschen voll mit Erdnüssen war es nicht schwer, die hunderten Tierchen für uns einzunehmen und André, mit seiner ausgesprochenen Tierliebe, hatte seine helle Freude daran zuzusehen, wie die Tiere ihm sprichwörtlich aus der Hand fraßen. Natürlich hatten einige auch Jungtiere, welche nun mal eben besonders fotogen sind. Bei einem Versuch, André mit einem der kleinen Äffchen auf`s Bild zu bringen, geschah dann das Unglaubliche. Hatte zunächst nur die Mutter die Zähne gefletscht, sprangen plötzlich mehrere männliche Tiere auf André zu und einer verbiss sich direkt durch die Shorts in Andrés Oberschenkel. Na toll, musste das ausgerechnet noch in unserer letzten Woche passieren? Vom Tempel ging es dann auch gleich mal direkt ins Krankenhaus. Glücklicherweise hatten wir uns ja bereits vor Reiseantritt gegen Tollwut impfen lassen, so dass nun „nur“ noch eine Booster-Auffrischung notwendig war. Ob der indischen Hygiene war ich entsprechend nervös, der Arzt machte jedoch einen guten und kompetenten Eindruck, so dass sich André ohne Bedenken in seine Obhut gab. Nach einigen Verständigungsschwierigkeiten waren wir uns dann alle einig, dass Tollwut auf Englisch „Rabies“ heißt. Das muss man mal verstehen – alle Impfungen tragen internationale Namen, nur Tollwut nicht. Und was lernen wir daraus? Keine Tierkontakte mehr in Asien!!!

Ein putziger Anblick, so ein Affe beim füttern
Ein putziger Anblick, so ein Affe beim füttern

Die restlichen Impressionen findet ihr hier.

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